Wenn drei Männer sich zusammentun, um ein Buch zu schreiben - dann kann dabei so manches herauskommen. Im Fall von Leo Pruimboom, Daniel Reheis und Martin Rinderer kam dabei etwas ganz außergewöhnliches heraus, was ich so noch nicht in den Händen hielt: das Wirkkochbuch.
"was Menschen essen, heißt noch nicht, dass es Menschenessen ist!"
Die Autoren selbst beschreiben ihr Werk auf ihrer Website als "das Kochbuch der besonderen Art". Im Fokus des Wirk-Kochbuches: die "artgerechte" Ernährung für Menschen. Denn Lebensmittel sind nicht nur dazu da, unseren Körper zu sättigen - viel mehr können wir unseren Körper mit den richtigen Lebensmitteln gesund machen / halten - im Umkehrschluss dazu können wir ihm mit der falschen Ernährung aber auch erheblich schaden.
Die Autoren des Wirkkochbuches sehen ihr Werk als "ein Gesundheitsbuch für Körper, Geist und Seele".
Dass dies nicht nur blanke Theorie ist sondern vielmehr den aktuellsten Stand der Forschung abbildet, erläutern die Autoren ausführlich und anschaulich in ihrem Buch.
Alle drei sind Experten der so genannten Klinisch-Psycho-Neuro Immunologie (kPNI) - einer interdisziplinären, stetig wachsenden und fachübertreifenden Wissenschaft, die sich mit den komplexen Zusammenhängen zwischen Gesundheit und Krankheit sowie den verschiedenen, ineinander greifenden Systemen des menschlichen Körpers befasst. Ein Hauptbestandteil der kPNI ist der Einsatz von Nahrung als Medizin.
Dementsprechend ist das Buch eine durchdachte Kombination aus unterschiedlichen Beschwerdebildern und den dazugehörigen Rezepten. Dabei setzen die Autoren stark auf die richtige Menge und die richtige Kombination von Lebensmitteln und Nährstoffen, um eine optimale Energiebalance und darüber hinaus optimale medizinische Effekte zu erreichen.
Die Grundlagen
Einleitend gehen die Autoren auf den ersten 55 Seiten des Wirkkochbuchs auf einige Basics ein - Fragen über das richtige Trinkverhalten, Wissenswertes über Fett, Fleisch und Milch, den Einsatz von Kräutern und Blüten werden hier ebenso geklärt wie die richtige Nahrung in unterschiedlichen Lebensphasen (z.B. Schwangerschaft oder Ernährung für Kinder) und die gängigsten Ernährungsmythen.
Besonders interessant fand ich den Abschnitt über Wasser und die Erkenntnis, dass es gesünder ist, seltener größere Mengen anstelle von häufiger kleinere Mengen Wasser zu trinken. Allein diese Erkenntnis war für mich eines von vielen aha!-Erlebnissen, die ich beim Lesen des Buches hatte.
Die einzelnen Kapitel
Die Rezepte selbst sind in 12 einzelne Wirkmechanismen - und damit 12 einzelne Kapitel - untergliedert. Jeder Wirkmechanismus hat bestimmte Symptome und Krankheitsbilder im Fokus:
Kapitel | Wirkmechanismus | Beispiele |
1 | Energieverteilung | Antriebslosigkeit, Erschöpfung, Muskelschwund, Sehnenbeschwerden, Schleimbeutelentzündungen |
2 | Der undichte Darm | Durchfall, Sodbrennen, Asthma, Allergien, Morbus Chron, Multiple Sklerose, Rheumatoide Arthritis |
3 | Niedriggradige Entzündung | hohe Verletzungsanfälligkeit, Bluthochdruck, erhöhte Schmerzempfindlichkeit, Arteriosklerose |
4 | Essen und Entzündung | Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Heißhunger auf Zucker, chronische Entzündungen und Schmerzen |
5 | Insulin | Haarausfall, Bluthochdruck, Demenz, Depression, Fibromyalgie, Osteoporose |
6 | Cortisol | verlangsamte und schlechte Wundheilung, Konzentrationsstörungen, Ödeme, Erschöpfungszustände, erhöhte Muskelspannung, alle Entzündungserkrankungen |
7 | Schilddrüse | Bewegungsunlust, Konzentrationsstörungen, Muskelkrämpfe, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Depression |
8 | Leptin | häufiges Hungergefühl, Neurodermitis, Bluthochruck, Hypothermie |
9 | Die systemische Stressreaktion | Kardivaskuläre Erkrankungen, Multiple Sklerose, Psoriasis, Rheuma |
10 | Schmerz und Chronifizierung | Schmerzen (chronisch), chronische Ermüdung, Fibromyalgie |
11 | epigenetische Programmierung | |
12 | Entscheidungsfähigkeit | Alzheimer, Arteriosklerose, Demenz, fehlende Disziplin, Angst vor Veränderungen |
Jedes der 12 Kapitel besteht aus einer einleitenden Veranschaulichung des einzelnen Wirkmechanismus sowie einigen Rezepten, die für die jeweiligen Krankheits- und Beschwerdebilder relevant sind. Darüber hinaus enthält jedes Kapitel eine Reihe von Lebensmitteln, die sich als Medizin eignen, hilfreich bzw. tabu sind.
Am Beispiel von Kapitel 3 über niedriggradige Entzündungen stellt sich die Liste der erlaubten bzw. verbotenen Lebensmittel wie folgt dar:
Erlaubt bzw. hilfreich
Avocado, Basilikum, Beeren, Blüten, Brokkoli, Curcuma, Fermentiertes Gemüse, Grüner Tee, grünes Blattgemüse, Honig, Ingwer, Knoblauch, Koriander, Kohlgemüse, Kreuzkümmel, Meeresfisch, Olivenöl, Petersilie, Pinienkerne, Rotwein, Schwarzer Pfeffer, Schwarzer Tee, Spargel, Thymian, Eier, Kräuter, Meeresfrüchte und Schalentiere, Pilze, Nüsse, Tomaten, Trauben, Tropische Früchte, Wildfleisch, Zwiebel.
Tabu
Getreide, Haushaltszucker, hochkalorische Nahrung, Hülsenfrüchte (insbes. Soja), industriell erzeugte Fertigprodukte und Fruchtsäfte, Kartoffeln, Kuhmilchprodukte, Mais, Mastfleisch, Pflanzenöle, Sellerie, Süßgetränke und Energydrinks. Schnell wird klar: wer sich bereits seit geraumer Zeit etwas intensiver mit Ernährung auseinandersetzt, der findet viele alte Bekannte in diesen Übersichten. Allerdings ist auch immer die ein oder andere überraschende Erkenntnis dabei - in meinem Fall waren dies z.B. Sellerie, Mais und Kartoffeln.
Sehr beachtlich finde ich, dass alle Rezepte, die ich bisher aus dem Wirkkochbuch zubereitet habe, wirklich einfach nachzukochen waren, aus wenigen Zutaten bestanden und wirklich lecker schmeckten! Die Autoren des Buches entwickelten ihre Rezepte in der Überzeugung, dass Nahrung als Medizin nur dann fuktioniert, wenn die Rezepte
- gut schmecken
- schön aussehen
- angenehm riechen
- die richtige Konsistenz haben
- einfach in der Zubereitung sind.
Dabei werden häufig Lebensmittel miteinander kombiniert, die ich so in dieser Form nie miteinander gegessen hätte - z.B. eine Bananensuppe mit Meeresfrüchten oder orientalische Tortilla mit Feigen, Datteln und Cashewnüssen.
Abgerundet wird das Buch durch ein Kapitel über Übergewicht sowie ein Kapitel voller Metamodelle, die insbesondere den Einfluss der physiologischen und emotionalen Komponente auf verschiedene chronische, wiederkehrende Symptome aufzeigen.
Fazit
In meinem Bücherschrank stapeln sich unzählige Bücher über Ernährung - es gibt kaum eine Ernährungsphilosophie, die sich nicht in meiner Sammlung wiederfindet. Ein Großteil meiner Bücher landet meist relativ schnell wieder bei eBay, da keine wirklich bahnbrechend neue Rezepte und Erkenntnisse in ihnen enthalten sind. Beim Wirkkochbuch war das anders - es ist mittlerweile das Buch, das ich am häufigsten zur Hand nehme, in ihm nach Informationen suche - und das ich am häufigsten empfehle. Damit schließe ich mich nicht zuletzt Jan Frodeno an, der auf die