Garantiert wisst ihr bereits, was ein Triathlon ist: ein sportlicher Wettkampf, bei dem drei Sportarten kombiniert werden -und zwar Schwimmen, Radfahren und Laufen. Und auch ein Paratriathlon besteht aus diesen drei Disziplinen - mit dem Unterschied, dass er ein Triathlon für Menschen ist, die körperlich beeinträchtigt sind. Es ist nicht nur eine der jüngsten, sondern auch eine der attraktivsten Sportarten für Menschen mit Behinderung.
Beim Paratriathlon wird immer über die sogenannte "Sprint Distanz" angetreten. Dabei legen die Athleten erst eine Schwimmstrecke von 750 Metern, dann eine 20 Kilometer lange Fahrradstrecke und abschließend noch eine Laufstrecke von 5 Kilometern zurück.
Seit wann gibt es Paratriathlon-Wettkämpfe
Paratriathlons werden national durch die Deutsche Triathlon Union (DTU) und international durch die Internationale Triathlon Union (ITU) organisiert. 1996 wurde die erste Weltmeisterschaft im Triathlon ausgetragen, seither findet sie jährlich im Rahmen des ITU World Grand Finals statt. 2004 ließ die ITU erstmalig einen Paralympischen Athleten in einer eigenen Kategorie starten. Inzwischen wurden mehr und mehr Startklassen aufgenommen, um eine größere Vielfalt an Paralympischen Sportlern die Teilnahme zu ermöglichen. Mehr dazu später.
2004 ließ die ITU erstmalig einen Paralympischen Athleten in einer eigenen Kategorie starten.
Bei den Paralympics ist der Paratriathlon erst seit Kurzem vertreten. Nachdem unter anderem ITU-Präsidentin Marisol Casado und der Paratriathlon-Beauftragte der DTU, Alfred Lipp, hart dafür gekämpft haben, war es im Sommer 2016 endlich soweit: Der Paratriathlon feierte sein Debüt bei den Paralympischen Spielen in Rio De Janeiro. Die zwei Athleten Martin Schulz und Stefan Lösler aus dem deutschen Team waren mit dabei. Wir sind besonders stolz, dass Martin Schulz mit seiner Goldmedaille als der Erste, der jemals bei Paralympischen Spielen im Triathlon eine Goldmedaille gewann, in die Geschichte einging!
Die Startklassen und Hilfsmittel
Vielleicht fragt ihr euch jetzt, wie Menschen mit ganz unterschiedlichen körperlichen Voraussetzungen in gleich drei verschiedenen Sportarten gegeneinander antreten können. Am Ende ist das ganz einfach: alle Sportler müssen eine Klassifizierung durchlaufen und werden auf Grundlage dieser in verschiedene Startklassen eingeteilt. Dies ist wichtig, damit jeder annähernd die gleichen Chancen hat. Die Athleten nutzen je nach Behinderung verschiedene Hilfsmittel, beispielsweise Rennrollstühle, Handbikes, Prothesen oder Orthesen. Einige Athleten haben die Möglichkeit, Helfer zu akkreditieren, die ihm beispielsweise nach dem Schwimmen aus dem Wasser helfen und in der berühmten Wechselzone unterstützen. Sportler mit Sehbehinderung müssen durch einen Guide des gleichen Geschlechts und aus demselben Land begleitet werden.
Derzeit gibt es sechs Startklassen:
PTWC 1-2 - Rollstuhlfahrer
In dieser Klasse ersetzt das Handbike das Fahrrad und der Rennrollstuhl das Laufen, da die Sportler kein konventionelles Fahrrad fahren bzw. nicht laufen können. Ein Helfer pro Sportler ist erlaubt, um bei zu steilen Anstiegen nach dem Wasserausstieg und in der Wechselzone zu helfen. Die Klasse wird in zwei Unterkategorien unterteilt: PTWC 1 sind stark bewegungseingeschränkte Athleten, beispielsweise mit Querschnittlähmung. PTWC 2 sind etwas weniger beeinträchtigte Sportler, zum Beispiel mit Beinamputation. Diese Sportler starten 3:56 Minuten nach dem ersten Feld und müssen versuchen, den Rückstand aufzuholen.
PTS2 (Schwere Beeinträchtigungen), PTS3 (Signifikante Beeinträchtigungen) und PTS4 (Moderate Beeinträchtigungen)
Die Sportler in diesen Klassen sind schwer bewegungseingeschränkt, nutzen beim Radfahren und Laufen Prothesen oder ähnliche unterstützende Hilfsmittel. Die Verwendung von Handbike/ Rennrollstuhl ist nicht erlaubt.
PTS5 - Milde Beeinträchtigungen à Armamputierte
Die Sportler in dieser Klasse sind unterschiedlich stark bewegungseingeschränkt, nutzen beim Radfahren und Laufen Prothesen.
PTVI 1-3 - gänzliche oder teilweise Sehbehinderung
Diese Klasse ist je nach Stärke der Sehbehinderung in drei Unterkategorien mit unterschiedlichen Startzeiten aufgeteilt. Jeder Athlet muss durch einen Guide begleitet werden. Beim Schwimmen und Laufen verbindet die beiden ein Gummiseil. Die Radstrecke bewältigen sie auf einem Tandem, wobei der sehbehinderte Sportler hinten sitzt. Der Guide hat in diesem Fall auch die Funktion des Helfers inne.
Ich hoffe, ich konnte euch erst einmal die wichtigsten Fragen zu dieser doch recht jungen Sportart und noch viel jüngeren Paralympischen Disziplin beantworten. Möchtet ihr noch etwas wissen? Dann schreibt mir einfach!