Liebe TIME2TRI-Leser, wie ihr vielleicht bereits gelesen habt, werde ich in dieser Saison regelmäßig einen Blogbeitrag verfassen und versuchen Euch einen Blick hinter die Kulissen meiner Arbeit zu geben.
Während in Übersee die Triathlonsaison 2019 bereits seit einigen Monaten Fahrt aufgenommen hat, beginnt sie für mich meistens erst im Mai. Zuvor durfte ich auch in diesem Jahr wieder Radstars wie Mathieu van der Poel, Peter Sagan und Greg van Avermaet bei ihrer Jagd übers Kopfsteinpflaster begleiten.
EJOT Triathlon Buschhütten
In dieser Zeit nahm mein Triathlon-Saisonplan immer schärfere Konturen an und es kristallisierte sich recht früh heraus, dass die "Saisoneröffnung" mich ins Siegerland nach Buschhütten führen würde.
Als eines der ersten Triathlon-Events bei dem ich vor vielen Jahren vor Ort war, freut es mich immer besonders wenn ich dieser Triathlon-verrückten Ortschaft (im positiven Sinn) erneut einen Besuch abstatten kann. Aufgrund der überschaubaren Entfernung konnte ich am Sonntag Morgen anreisen, und merkte dass die Temperaturen auf der Fahrt immer weiter fielen und der Niederschlag zunahm. Schlechtes Wetter finde ich zum Teil durchaus spannend zum Fotografieren, was die Bildstimmung angeht.
Schlechtes Wetter finde ich zum Teil durchaus spannend zum Fotografieren, was die Bildstimmung angeht.
Die negativen Aspekte sind jedoch immer die Gefahr für die Kameraausrüstung, und dass die Athleten (verständlicherweise) warme Kleidung überziehen, wodurch oftmals die Sponsorenlogos auf dem Renndress nicht mehr sichtbar sind. Der große Regen setzte jedoch erst gegen Rennende ein, ließ die ISO-Werte aber schnell ansteigen.
Bei den heutigen Vollformatkameras aber definitiv kein Grund mehr, sich über eine sinkende Bildqualität Sorgen zu machen. Mit der Ausbeute des Saisoneinstands war ich durchaus zufrieden, wurde in den Tagen danach allerdings erstmal durch eine Erkältung niedergestreckt. Wie ich so gehört habe, war ich nicht der Einzige, dem es so erging :P
hep CHALLENGE HEILBRONN
Die zweite Station führte mich nach Heilbronn zur deutschen Meisterschaft über die Mitteldistanz. Landschaftlich immer eine tolle Gegend, wenngleich ich den Kurs der neuen Radstrecke noch nicht kannte. Meine gute Freundin und Fotografen-Kollegin Liz (@lizkefotografie auf Instagram) stand mir an diesem Wochenende tatkräftig zur Seite und gab zum einen ihr Debüt als Triathlonfotografin, zum anderen als Mitfahrerin auf einem Pressemotorrad.
Ein riesiges Plus, wenn man sich aufteilen kann und so den Wettkampf noch kompletter abbilden kann. Der Wetterbericht im Vorfeld ließ nichts Gutes erahnen, und ich befürchtete schon eine Wiederholung von Buschhütten was den Niederschlag anging. Doch offenbar hatten am Vorabend alle Athleten bei der Maultaschenparty (Pastaparty auf baden-württembergische Art) ihre Teller leer gegessen, denn es wurde ein richtig sonniger Renntag.
Die neue Radstrecke entpuppte sich als genauso fotogen wie die alte Strecke, denn auch jetzt ging es wieder durch zahlreiche Weinberge und malerische Dörfer. Im Nachhinein bin froh, dass ich den Kurs am Tag zuvor noch einmal mit dem Auto besichtigt hatte, so wusste ich am Renntag schon genau an welchen Spots ich gerne absteigen möchte und auf welchen Passagen man Zeit auf die Spitze gut machen kann.
Am Tag zuvor noch einmal mit dem Auto besichtigt hatte, so wusste ich am Renntag schon genau an welchen Spots ich gerne absteigen möchte.
Bis auf den verletzungsbedingte Ausstieg von Laura Philipp war dies ein wirklich sehr guter Wettkampftag, mit einer tollen Organisation.
IRONMAN 70.3 St. Pölten
Am folgenden Wochenende stand mit dem 70.3 St. Pölten die Eröffnung der österreichischen IRONMAN-Saison auf dem Programm. Sowohl bei Damen, als auch Herren gab es aus deutscher Sicht vor dem Rennen durchaus berechtigte Hoffnung auf einen Podestplatz.
Doch, dass das Rennen einen solchen Verlauf nehmen würde, hätte wohl niemand vermutet. Fotografisch gefällt mir in St. Pölten besonders der Landgang über eine Holzbrücke - bei Sonnenschein kommen dort interessante Licht und Schatten-Muster zum Vorschein. Nach einigen Kilometern auf der Laufstrecke kristallisierte sich zunehmend heraus, dass sich die Österreicher wohl über einen Heimsieg von Thomas Steger freuen dürfen.
Im selben Glauben war ich auch immer noch als sich das Führungsfahrrad dem roten Teppich näherte und ich meine Kamera ansetzte. Doch durch das Teleobjektiv sah der grüne Rennanzug von Steger gar nicht mehr so farbenfroh aus moment mal.
Ein schwarzer Anzug? Franz Löschke? In dem Moment verkündete der Sprecher, dass es wohl kurz vor Ziel noch ein Überholmanöver gegeben hat. Bei aller Objektivität nahm ich die Zielbilder mit einem Lächeln auf, da es mich für Franz wirklich sehr gefreut hat. Aber was war dies für ein verrücktes Rennende?! Ganz sicher eines das mir noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Challenge Samorin
Apropos in Erinnerung bleiben, die nächste Woche bleibt wohl auch unvergessen: Mit dem Championship Race in Samorin stand das erste große Highlight im Triathlonkalender auf dem Programm. Doch bis einen Tag vor dem Rennen wusste ich nicht, ob ich es als Fotograf oder Zuschauer erleben würde. Den Grund hierfür haben die meisten von Euch sicherlich bereits gelesen. Zwischen St. Pölten und Samorin stand für mich ein Abstecher zum Giro d´Italia auf dem Programm, währenddessen mir meine komplette Ausrüstung aus dem Auto gestohlen wurde.
Da Italien nicht als das sicherste Land bekannt ist, hatte ich immer schon ein ungutes Gefühl wenn ich das Auto mit wertvollem Inhalt für einige Momente beim Tanken oder für einen kurzen Stop im Supermarkt aus den Augen lassen musste. Bei Letzterem ist es dann in der Nähe von Venedig passiert, durch ein eingeschlagenes Fenster bekamen die Diebe offenbar die Möglichkeit den Kofferraum zu öffnen. Auf den ersten Schock folgte eine wahnsinnig große Welle an Support und Unterstützung. An dieser Stelle ein riesengroßes Danke an alle, ganz besonders an Liz, Nine & Flo!
An dieser Stelle ein riesengroßes Danke an alle, ganz besonders an Liz, Nine & Flo!
Ein absolut merkwürdiges Gefühl, von heute auf morgen plötzliche keine Kamera mehr zu besitzen, gerade wenn ein wichtiges Rennen vor der Tür steht. Doch dank Hilfe von Philipp Seipp hatte ich am Rennmorgen in Samorin eine ausgezeichnete Sony-Ausrüstung am Start, und durfte einmal selbst die Erfahrung von 20 Serienbildern (pro Sekunde) der alpha9-Kamera machen. Wer das Rennen im Live-Stream verfolgt hat, wird mir sicherlich Recht geben, dass dies große Werbung für den Triathlon-Sport war. Gerade auch was den Kampf um die Podestplätze beim Laufen anging.
Ähnlich wie in St. Pölten hätte ich fast nicht mehr vermutet, dass es an der Spitze noch einen Führungswechsel auf den letzten Kilometern geben würde. Ein wirklich beeindruckendes Rennen von Sebastian Kienle.
Im Nachhinein bin ich wirklich froh dass ich meine Reise nicht nach den Geschehnissen in Italien abgebrochen habe, und dieses epische Championship-Rennen ablichten konnte.
In meinem nächsten Beitrag werde ich versuchen auf einige eurer Fragen einzugehen. Also, wenn Euch etwas Spezielles interessiert oder Ihr Fragen zum Thema Triathlonfotografie habt, kommentiert einfach oder schreibt mir eine Nachricht.
Ich freue mich auf Euren Input! :)
Marcel