Lausanne in der Schweiz war Anfang August für mich die nächste Station der Triathlon Weltcup-Serie und gleichzeitig auch die perfekte Gelegenheit, die Wettkampfstrecken des Grand Final 2019 bereits in diesem Jahr zu testen. Bei der Streckenbesichtigung wurde klar, dass die malerische Kulisse direkt am Genfer See nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass die Organisatoren einen Radkurs gelegt hatten, der es in sich hat und im kommenden Jahr keinen Zufallssieger beim Abschlussrennen der World Triathlon Series produzieren wird.
Für mich persönlich war es zudem der erste Start über die olympische Distanz nach dem Grand Final in Cozumel, Mexiko 2016.
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Lausanne[/caption]
Ich war gespannt, wie mein Körper auf die längere Belastungsdauer reagieren würde. Bei ihrem Heimrennen war von Beginn an Nicola Spirig die große Favoritin und für mich. Wie für alle anderen Starterinnen galt es, bestmöglich Anschluss zu halten bzw. im Optimalfall dieselbe Radgruppe für ein Top-Resultat zu erwischen. Jedoch stellte sich das Unterfangen, eine Top10-Plazierung zu erreichen, als schwierig heraus. Aufgrund meiner schlechten Startposition wurde ich bereits beim Schwimmen mitten im Feld der 50-Starterinnen in Positionskämpfe verwickelt. Dadurch war meine Schwimmzeit nicht auf Normalniveau und die erste Radgruppe mit dem Motor Nicola Spirig leider abgefahren. Trotzdem konnte ich mich in der ersten großen Verfolgergruppe gut positionieren und eine Top10-Plazierung war auf dem abschließenden Laufabschnitt durchaus möglich. Gegenüber den Sprintdistanzen war der abschließende 10er allerdings nochmal eine andere Hausnummer. Meine Laufzeit war deshalb nicht wie erwartet gut. In der Endabrechnung stand ein 17. Platz zu Buche.
"keine der drei Disziplinen hat richtig funktioniert aber es war ein guter Test"
Keine der drei Teildisziplinen hat richtig funktioniert, aber es war dennoch ein guter Test für die nächsten olympischen Distanzen bzw. das Grand Final 2019.
Weltcup Karlsbad
Endlich ist der Knoten geplatzt und das Ergebnis zeigt schwarz auf weiß zu was ich im Stande bin, wenn alles nach Plan läuft! Mit dem 4. Platz konnte ich das beste Weltcup-Ergebnis meiner Karriere einfahren.
Karlsbad hielt für uns Athleten erneut einen tückischen und profilierten Radkurs bereit. Hinzu kamen widrige Wetterbedingungen, die man im Sommer eigentlich gerne meidet. Kälte und Regen machten das Rennen zu einer gefährlichen Angelegenheit, viele Athletinnen stürzten und konnten das Rennen nicht beenden. Ich hingegen hatte endlich den Tag erwischt, auf den ich diese Saison bisher warten musste.
"endlich habe ich den Tag erwischt, auf den ich diese Saison bisher warten musste!"
Aufgrund der niedrigen Wassertemperatur war das Schwimmen mit Neoprenanzug angesagt. Bereits auf den ersten Metern war mir klar, dass heute ein gutes Ergebnis möglich ist. Ich konnte mich direkt in der Spitzengruppe festsetzen und erreichte die Wechselzone an Position 9. Der Beginn des Radfahrens war sehr unruhig. Es gab viele Stürze und es galt, unter allen Umständen kontrolliert und auf dem Rad zu bleiben. Nachdem sich das Rennen sortiert hatte, konnte ich zunehmend mit Druck agieren. Meine guten technischen Fähigkeiten auf dem Rad waren zudem ein wichtiges Kriterium an diesem Tag. Mit einem schnellen Wechsel ging es auf die abschließenden 10 km. Mit einer Laufzeit von 34:23 min sicherte ich mir Platz 4, der Rückstand nach ganz vorne betrug am Ende nur ca. 30 Sekunden. Es war zwar die Holzmedaille, für mich aber fast so wertvoll wie eine Podest-Platzierung. Auch in der ITU Point-List konnte ich einen großen Sprung nach vorne machen. Deshalb war das Ergebnis in mehrerlei Hinsicht ein Erfolg.
Triathlon Bundesliga Binz
Zum wiederholten Mal war das Ostseebad Binz Austragungsort des Finales der Triathlon Bundesliga-Saison. Angereist mit dem Rückenwind aus dem guten Weltcup-Rennen vor Wochenfrist in Karlsbad war die Zielsetzung auch schnell formuliert: Den Bundesliga-Gesamtsieg in der Einzelwertung aus dem Vorjahr verteidigen und versuchen, das in Führung liegende Team aus Buschhütten in Sachen Deutsche Mannschaftsmeisterschaft noch abzufangen oder wenigstens nochmals ins Schwitzen zu bringen.
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Bild: Isaak Papadopoulos[/caption]
Bei vielen gefürchtet und immer wieder spannend ist der Start an Land und die Herausforderung, ohne Sturz unbeschadet in Schwimmlage zu kommen. So auch dieses Mal. Ich bin gut weggekommen aber mehrmals beinahe gestrauchelt - und habe den Bauchplatscher gerade so vermieden. Die Wechselzone erreichte ich an Position 3 liegend. Schnell bildete sich auf dem Rad eine kleine Führungsgruppe mit allen Favoritinnen auf der Verfolgung der Überschwimmerin Lucy Hall. Auf dem verwinkelten Innenstadtkurs war es dann nicht leicht, die Nachführarbeit zu organisieren. Die vielen Kurven waren prädestiniert für Ausreißer und nachteilig für uns Verfolger. Ganz konsequent wollte niemand nachfahren und so entschied auch ich mich, auf den abschließenden Lauf zu setzen. Am Eingang der Wechselzone 2 waren wir deshalb immer noch im Hintertreffen. Aber auf der Laufstrecke sollte sich die Spitze nochmals neu sortieren. Meiner Teamkollegin Szofia Kovacz gelang es tatsächlich, Lucy Hall kurz vor dem Ziel noch zu stellen. Mir selbst fehlten am Ende ca. 9 Sekunden. Dennoch bin ich mit dem dritten Platz in der Tageswertung sehr zufrieden. Eine weitere Bestätigung, dass der abschließende Lauf immer besser funktioniert und ich auf dem richtigen Weg bin.
Mit diesem Ergebnis sicherte ich mir wiederum die Bundesliga-Gesamteinzelwertung. Mit dem Team der TG Witten holten wir zudem den DM-Vize-Mannschaftstitel. Es war ein absolut zufrieden stellender Abschluss der Bundesliga-Saison. Auf ein Neues in 2019!