Bikepacking: Reisen auf zwei Rädern

Daniel Welsch reiste per Rad zur Challenge Davos. Und auch auf der Eurobike war Bikepacking ein großes Thema. Wir haben uns den Trend genauer angesehen.

bikepacking-5.jpg
Lesezeit: 8 Minuten

Daniel Welsch reiste in dieser Woche per Rennrad zu seinem Wettkampf bei der Challenge Davos an. Und auch auf der Eurobike am vergangenen Wochenende war es eines der Trendthemen: das Reisen mit dem Rad, auch Bikepacking genannt. Wir haben uns den Trend genauer angesehen und geben euch Tipps für das richtige Equipment.

Bikepacking versus Radreise

Während man bei einer Radreise an einen längeren Zeitraum, schwer bepackte Trekkingräder, gemütliches Fahren auf befestigten Wegen und vorwiegend älteres Publikum denkt, kommt mit dem Bikepacking ein Hauch von Abenteuer ins Spiel. Minimiertes Gepäck (jedes Gramm zählt!), so befestigt, dass der Untergrund nur eine sekundäre Rolle spielt, ist dabei ein Kernthema. Dabei bleibt es jedem selbst überlassen, wie viel Abenteuer er tatsächlich in sein Leben lassen möchte. Alles kann, nichts muss. Bikepacking folgt keinen festen Regeln - Den einen reicht schon das entspannte Entdecken der Natur abseits von befestigten Wegen an einem langen Wochenende , andere wandeln ihren Bikepacking-Trip zu einem echten Survival-Abenteuer um, bei dem sie unter freiem Himmel schlafen, im Bach baden und am offenen Feuer kochen. Strecken gibt es zu genüge - tolle Vorschläge findet ihr zum Beispiel bei komoot. Alternativ könnt ihr auch einfach frei Schnauze losfahren, wohin euer Rad euch trägt.

Bikepacking liegt voll im TrendBikepacking liegt voll im Trend

Die Grundfrage: wie viel Abenteuer darf es sein?

Die wichtigste Frage, die ihr euch zu Beginn eurer Bikepacking-Tour stellen müsst, ist, wie ihr eure Nächte verbringen wollt. In der klassischen "Overnighter"-Variante führt ihr Zelt, Schlafsack, Isomatte und Koch-Equipment mit euch auf dem Rad mit, alternativ könnt ihr natürlich auch in klassischen Pensionen, Hotels oder B&Bs übernachten, was euch Gewicht und Volumen am Rad spart.

Bitte beachtet: Wildcampen ist in Deutschland weitgehend verboten bzw. nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des Wald- oder Feldbesitzers gestattet. Das ist jedoch kein Problem - steuert einfach einen Naturzeltplatz oder Campingplatz an, hiervon gibt es in Deutschland wirklich unzählige Möglichkeiten. Auch in Jugendherbergen findet ihr auf eurer Tour günstige und gute Zelt- und Schlafplätze.

Campen oder Hotel! Beim Bikepacking könnt ihr frei wählenCampen oder Hotel! Beim Bikepacking könnt ihr frei wählen

Solltet ihr Wert auf etwas mehr Komfort legen, dann empfehlen wir euch eine Unterkunft, die  bei bett+bike gelistet ist. Hinter bett+bike verbirgt sich eine Initiative des ADFC, bei der fahrradfreundliche Gastgeber und Übernachtungsmöglichkeiten gelistet werden. Von Campingplatz hin zum Hotel findet man hier viele tolle Schlafplätze.

Fahrradfreundlich bedeutet übrigens, dass gewisse Mindeststandards wie die Aufnahme von Fahrradgästen für nur eine Nacht, ein abschließbarer Raum zur Fahrrad-Aufbewahrung, ein Trockenraum für Kleidung und Ausrüstung, ein vollwertiges Frühstück sowie Fahrrad-Reparatur-Utensilien bereitgestellt werden. Zusätzlich bieten einige Gastgeber einen Hol- und Bringdienst für Radfahrer, Gepäcktransfers zur nächsten Unterkunft oder auch einen Verleih von Equipment hin zu ganzen Ersatzrädern an.

Das richtige Rad

A propos Rad. Sicherlich stellt ihr euch auch die Frage: welches Rad ist für meinen Bikepacking-Trip geeignet?

Die Antwort auf diese Frage ist ganz einfach: jedes verkehrstüchtige Rad, auf dem ihr ein paar Stunden im Sattel sitzen könnt! Als Sportler sollte es natürlich kein schwerfälliges Trekkingrad sein sondern ein weniges Rad, mit dem ihr problemlos auch Höhenmeter sammeln und längere Strecken zurücklegen könnt.

grundsätzlich ist jedes Rad für das Bikepacking geeignetGrundsätzlich ist jedes Rad für das Bikepacking geeignet

Daniel reiste beispielsweise kurzerhand mit seinem Rennrad zur Challenge Davos, was wunderbar geklappt hat. Ich selbst bin schon mit dem Rennrad, aber auch mit dem Cyclocross auf mehrtägigen Touren unterwegs gewesen.

Hoch im Trend liegen Gravelbikes - auch "Adventure-Roadbike" genannt. Die Rennräder fühlen sich dank breiterer Reifen und spezieller Rahmengeometrien auf Asphalt und unbefestigten Wegen gleichermaßen zu Hause. Hier hatten wir euch im Rahmen unserer #earthweek bereits das Bergamont Grandurance vorgestellt - auch für Bikepacking-Zwecke ein echter Geheimtipp!

Das richtige Equipment

Kommen wir zur letzten Frage: was darf im Gepäck eines Bikepackers nicht fehlen?

Fangen wir mit der "Hülle" an: den Taschen, in denen ihr euer Gepäck verstauen könnt. Wie bereits erwähnt - jedes Gramm zählt. Echte Profis reisen mit einer ca. 14-16Liter großer Satteltasche oder einem kleinen Rucksack.

In Sachen Fahrradtaschen hat sich das Unternehmen Ortlieb einen Namen gemacht. Zahlreiche Varianten - von Lenkertasche, zu Rahmentasche hin zum Seatpack könnt ihr hier umfangreiches und qualitativ hochwertiges Equipment für euer Bikepacking-Abenteuer erwerben. Gerade der Seat Pack ist ein genialer Begleiter, in dem ihr alles, was ihr für einen mehrtägigen Trip benötigt, unterbekommt. Wer mehr Platz benötigt: Ortlieb hat auch eine tolle Rahmentasche und Lenkertasche im Sortiment.

Tipp: der Tipp: der Ortlieb Atrack BP

Achtung: nicht für alle Räder ist der Seatpack geeignet, da er aufgrund seines Winkels eine gewisse Sattelhöhe benötigt. In meinem Fall war der Sattel zu niedrig, weshalb ich die Tasche im Gegensatz zu meinen männlichen Mitfahrern nicht anbringen konnte. Ich habe mir kurzerhand einen Rucksack auf den Rücken geschnallt - hat auch problemlos funktioniert.

Auch hier habe ich einen tollen Tipp für euch: den Ortlieb Atrack BP. Der wasserdichte Rucksack ist speziell für Bikepacking designt und sitzt einfach so komfortabel, dass er auch bei längeren Etappen nicht stört oder drückt. Mit 25 Litern Packvolumen ist er zwar größer als die empfohlenen 14-16 Liter aber das hat mich nicht gestört.

Für mich unverzichtbar und absolutes must-have ist zudem eine wasserdichte und geräumige Oberrohr-Tasche, in der neben Geld, Schlüssel, Gels und anderen Kleinigkeiten, die man im Schnellzugriff haben möchte, auch das Smartphone untergebracht werden kann.

Was kommt alles in eure Taschen?

Grundsätzlich ist Gepäck etwas sehr individuelles - die eine fährt mit einem halben Drogeriemarkt, der andere mit dem Survival-Equipment für eine mehrmonatige Expedition durch die Gegend.  Dennoch haben wir eine Grundausstattung, die in keinem Bikepacking-Rucksack fehlen darf, für euch zusammengestellt.

Rad und Technik

  • Erste Hilfe - Set
  • Multitool
  • Minipumpe samt Adapter für die Tankstelle
  • Ersatzschlauch (Tipp: auf den Websites von Continental und Schwalbe findet ihr deutschlandweit die Standorte von Schlauch-Automaten, an denen ihr rund um die Uhr Ersatz besorgen könnt)
  • Kettenschloss (falls euch die Kette reißt)
  • Flickzeug fürs Rad (praktisch: in diesem Set sind Pumpe und Multitool bereits enthalten)
  • Fahrradschloss
  • falls ihr keine Satteltasche angebracht habt: Ass-Saver
  • aus eigener Erfahrung mit meinem Canyon-Rad: ein passendes Ersatz-Schaltauge, sonst ist die Reise ganz schnell vorbei :-/
  • Fahrradbeleuchtung
  • Mobiltelefon samt wasserdichter Hülle, Ladekabel und Powerbank
  • vorinstallierte Apps auf eurem Mobiltelefon: Regenradar, Komoot (für die Routenplanung), Google Maps (super praktisch, um in der Umgebung noch einen Supermarkt zu finden), Strava (für euer Tracking) und natürlich unsere TIME2TRI App für die abendliche Detailauswertung eures Abenteuers ;-)
  • Pro-Tipp: in einer Elektronik-Tasche habt ihr alle Kabel sauber verstaut
  • Radcomputer, auf den ihr bereits alle euren Strecken geladen habt (Ladekabel nicht vergessen!)
klimaneutral und einfach schön: BikepackingKlimaneutral und einfach schön: Bikepacking

Essen & Trinken

  • 1-2 Müllbeutel & 1-2 Zipp-Lock-Beutel (kann man immer gebrauchen)
  • ultraleichte Outdoor-Taschendecke
  • scharfes, kleines Messer (alternativ: Taschenmesser)
  • Göffel
  • faltbare Schüssel (Wichtig: mit Deckel! Diesen könnt ihr einerseits als Teller verwenden, andererseits sind Speisereste so sicher aufbewahrt
  • Fahrradtrinkflasche inkl. 1 Extra-Liter Wasser
  • Falls ihr die "Overnighter-Variante" wählt: Campingkocher, kleiner Kochtopf,  Feuerzeug, 1 Päckchen Instant-Nudeln als Notration, Salz und Pfeffer
  • Spüli in Reisegröße
  • kleines Küchentuch
  • Energy-Gels und -Riegel (2-3 mehr als ihr normal mitnehmen würdet)
  • Päckchen Cracker, Nüsse und Trockenfrüchte
Mit dem Rad zum Wettkampf: Daniel Welsch hat das Bikepacking ausprobiertMit dem Rad zum Wettkampf: Daniel Welsch hat das Bikepacking ausprobiert

Kosmetik & Reiseapotheke

  • Zahnbürste und Zahnpasta
  • kleines Fläschchen Hand-Desinfektionsgel
  • Feuchttücher (auch nützlich wenn ihr unterwegs das Rad reparieren müsst)
  • Einweg-Nagelfeile
  • Sonnencreme in Reisegröße
  • Deo
  • "Popo-Creme" gegen Scheuern
  • Kinesiotape - gegen Verspannungen vom Rucksacktragen, vorbeugend gegen Blasen an der Ferse, bei schmerzenden Gelenken,.... darf bei mir nie fehlen. Da ich keine Schere mitschleppen möchte nutze ich bereits vorgeschnittene Tapes.
  • Ibuprofen und persönliche Medikamente
  • Magnesium
  • Salztabletten
  • kleiner Kamm
  • Mädels: Ersatz-Zopfgummis
  • feste Seife im praktischen Seifensäckchen - mit ihr könnt ihr sowohl Haare als auch Körper waschen und es kann nichts auslaufen. Eine Herzensempfehlung ist hierbei Original Aleppo-Seife aus einer alten, syrischen Traditions-Manufaktur. Diese Seife verwende ich seit Langem und benötige keinerlei Conditioner, Bodylotion, o.ä. mehr!
  • Reisehandtuch (am besten schnelltrocknend aus Microfaser)
Ein Herzenstipp, der zugleich praktisch ist: syrische Aleppo-Seife - hier kann nichts auslaufen und sie leistet als Shampoo, Duschgel und Waschmittel gleichermaßen gute Dienste!

Bekleidung:

  • Windjacke
  • Helm
  • Armlinge und Beinlinge
  • Anzahl von Trikots / Sets abhängig von der Reisedauer und Witterung
  • Unterwäsche & Socken
  • leichte, kurze Hose
  • Jogginghose
  • Alltags-Shirt und Kapuzenjacke
  • warme Socken
  • Regen-Poncho
  • Schlauchtuch (absolutes must-have und euer Superstar! Wärmt tagsüber Kopf und Hals, nachts könnt ihr es mit Klamotten ausgestopft prima als Kopfkissen verwenden!)
  • Alltagsschuhe / Turnschuhe
  • Badehose / Bikini
  • Sonnenbrille mit transparenten Wechsel-Gläsern
  • Tipp: Vakuum-Beutel für die platzsparende Aufbewarung eurer Bekleidung
  • Reise-Wäscheleine zum Trocknen eurer Kleidung
BikepackingBikepacking

Für Overnighter

Haben wir etwas vergessen? Lasst es uns wissen! Wir wünschen euch viel Spaß auf eurer ersten Bikepacking-Tour und freuen uns auf eure Bilder!


CMO & Co-Founder @ TIME2TRI
Steffie ist die Frau für schöne Dinge. Weil sie gutes Design und das Besondere liebt, gestaltete sie ihren Trainingsplan bis zur Geburt von TIME2TRI mangels gefallender Trainingssoftware noch kreativ per Hand. Steffie macht Sport nicht nur aus Spaß an der Bewegung sondern auch, weil sie Herausforderungen liebt. Apropos: Unsere Kreative liebt das Abhaken von To-Do-Listen und gesundes Essen - ihre Schwachstelle ist allerdings der Ritter Sport-Fabrikverkauf...

Verwandte Artikel

Entdecke weitere Beiträge, die zu diesem Artikel passen.

Nach oben
Dunkles Design

Es ist bereits spät am Abend, möchtest du vielleicht das dunkle Design aktivieren?

Im Fußbereich der Seite kannst du das Design bei Bedarf wieder zurücksetzen.

Aktivieren