Da kommen wir nur zusammen durch!

Seit wenigen Tagen habe ich Gewissheit: mein Rennen bei Rad am Ring wird nicht stattfinden. Ich geselle mich damit nun offiziell zur Liga der in 2020 wettkampflosen Athleten. Doch: was passiert hier eigentlich gerade in unserer Szene und wie verhält man sich richtig?

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Lesezeit: 4 Minuten

Seit wenigen Tagen habe ich Gewissheit: mein Rennen bei Rad am Ring wird nicht wie geplant stattfinden können. Nach vielen Überlegungen und Abstimmungen mit Behörden und Experten, garantiert vielen schlaflosen Nächten und auch bestimmt einer Portion Angst vor der Ungewissheit, was eine Event-Absage bedeuten könnte, wandte sich RaR-Chef Hanns-Martin mit einem emotionalen Appell an alle Starter.

Mit einer Deutlichkeit, Offenheit und Ehrlichkeit, die ich bewundernswert finde. Ähnlich offen, schonungslos und ehrlich sprach auch Felix Walchshöfer, Geschäftsführer der Challenge Roth, im Gespräch mit dem Tritime-Magazin über seinen ersten Sommer ohne Triathlon.

Ein Satz ist mir hierbei ganz besonders im Kopf hängen geblieben, in dem er über die kommenden Jahre spricht:

"Will ich, dass unser Sport dann noch da ist oder ist mir das egal? Und so muss ich mich dann auch verhalten."

Und damit trifft er den Nagel punktgenau auf den Kopf. Wir alle sind in irgendeiner Art und Weise von der aktuellen Pandemie betroffen. Aber: wir alle haben auch das Privileg, mit dem Spaß an Sport und Bewegung eine Leidenschaft in uns zu tragen, die uns Ausgleich schafft, uns gut tut und uns hilft, durch diese Phase zu kommen. Die uns - allen voran auch denen, die wirklich im Lockdown in Spanien oder Italien sitzen - via Training auf Zwift und Co. hilft, nicht die Wände hochzugehen. Die uns ablenkt, uns beschäftigt, uns stärkt. Uns ein gutes Gefühl beschert. Ganz unabhängig von Wettkämpfen.

Bestzeiten, Siegertreppchen und Medaillen rücken in 2020 in den Hintergrund. Ebenso wie viele, unvergessliche Momente. Die Gänsehaut kurz vor dem Start. Die Endorphine beim Überqueren der Ziellinie. Und viele Höhen und Tiefen auf dem Weg dazwischen. Doof? Ja. Aber wirklich schlimm? Nein.

Ich trainiere aktuell einfach weiter - so, als wäre nichts passiert. So, als würde ich mich in der Saison meines Lebens befinden. Und gewissermaßen ist sie das ja auch: die Saison meines Lebens. Eine Saison, die trotz Corona und allem, was anders und ungeplant geschieht, viele neue und tatsächlich auch viele unerwartet schöne Dinge bereithält. Nichts ist nur gut oder schlecht. Schwarz oder weiß. Alles, was passiert, hat auch etwas Gutes.

Bild: Moritz Sonntag // 808 Project
Bild: Moritz Sonntag // 808 Project

Für mich ist die aktuelle Phase vielmehr eine Chance. Eine Chance, an meinen Schwächen (WANTED! Bergbeine noch immer entlaufen!) zu arbeiten, meine Form zu verbessern, auch mal Dinge auszuprobieren, die im normalen Trainingsalltag vielleicht nicht unbedingt einen Platz finden würden, und: gemeinsam mit meinem Team gestärkt aus dieser Krise hervorzugehen. Mein Team besteht in diesem Fall aus allen, die in irgendeiner Art und Weise mit mir und meinem Sport zu tun haben. Meine Trainingspartner, die mich zu frühmorgens dazu bringen, aufzustehen. Die mir Beine machen, wo ich lieber bummeln würde. Wettkampfveranstalter, die mir nicht nur am Wettkampftag selbst ein echtes Erlebnis bescheren sondern mir auch auf dem Weg dorthin ein Ziel und eine echte Motivation liefern. Hersteller von Sportbekleidung, die mir hilft, mich wohl zu fühlen und meine Lust am Sport immer wieder neu entfacht (...never underestimate the power of a new kit!) und - für mich essentiell: mein Coach. Jeder einzelne, der während einer "normalen" Saison an meiner Seite steht, bleibt auch in dieser Phase an meiner Seite. Warum? Weil es für mich selbstverständlich ist. Weil ich mich Felix Worten nur anschließen kann: wenn ich in der nächsten Saison möglichst vielem von dem, was ich am Sport liebe, wieder begegnen möchte, dann funktioniert das nur, in dem ich mich entsprechend verhalte. Indem ich dafür sorge, dass möglichst viel von dem, was ich liebgewonnen habe, weiterhin bestehen kann. Indem ich Startgelder spende anstatt sie per Anwalt zurückzuklagen (...ballert es eigentlich?). Indem ich insbesondere bei den Herstellern kaufe, denen durch den Ausfall von Expos und Messen ein wesentlicher Teil ihres Jahresumsatzes wegbricht.

 

Bild: Moritz Sonntag // 808 Project
Bild: Moritz Sonntag // 808 Project

Und indem ich insbesondere auch bei Trainern, die ihren Schwerpunkt z.B. im Schwimmen haben, statt einem "alles oder nichts" Ansatz versuche, kreativ zu sein - anstatt ihnen durch ein Aussetzen meines Trainings samt Kündigung meiner Verträge ihre Existenzgrundlage zu gefährden. Und ja- natürlich auch, indem ich auch die Abos meiner Trainingsplattform weiterlaufen lasse - denn zu dokumentieren gibt es weiterhin eine Menge! :-)

Merke: Es gibt immer eine Lösung. Es gibt nie nur schwarz und weiß. Auch hier hat Felix in seinem Interview mit dem Tritime-Magazin die passenden Worte gefunden: "Wir müssen versuchen, zusammen gestärkt aus dieser Krise hervorzugehen und so viele wie möglich mitzunehmen."

Dem ist nichts hinzuzufügen. Denkt mal drüber nach. Happy weekend!


CMO & Co-Founder @ TIME2TRI
Steffie ist die Frau für schöne Dinge. Weil sie gutes Design und das Besondere liebt, gestaltete sie ihren Trainingsplan bis zur Geburt von TIME2TRI mangels gefallender Trainingssoftware noch kreativ per Hand. Steffie macht Sport nicht nur aus Spaß an der Bewegung sondern auch, weil sie Herausforderungen liebt. Apropos: Unsere Kreative liebt das Abhaken von To-Do-Listen und gesundes Essen - ihre Schwachstelle ist allerdings der Ritter Sport-Fabrikverkauf...

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