Radfahren war in der ersten Hälfte meines Lebens eng mit Verletzungen verknüpft. Wenn ich als Jugendliche nicht für den Sprint trainieren konnte, weil irgendwas zwickte, oder als ich mit Mitte 20 beide Beine gebrochen hatte und danach zwar nicht laufen, aber Rad fahren durfte. Ans „echte“ Radfahren bin ich durch den Triathlon gekommen. Seitdem ist es von Jahr zu Jahr mehr Quell meiner Freude geworden und beherrscht in unterschiedlichen Facetten meine Gedanken, meine Träume, mein Leben.
Seit einigen Jahren beherrscht Radfahren auch unsere Urlaube. Denn ich habe festgestellt: Dort, wo man gut Radfahren kann, fühle ich mich wohl. Holland gehört dazu. Spanien auch. Mallorca ist herrlich, mir jedoch zu voll. Nicht physisch zu voll. Zu voll von heroischen Triathlon-Geschichten, von Wattmessern und Kohlenhydratschlachten, zu voll von Stundenkilometern, Königsetappen und Leistungsvergleichen. Auf der Suche nach in vielerlei Hinsicht mehr Entspannung habe ich glücklicherweise das Paradies gefunden. Und das Paradies trägt den Namen Girona.
Hier bin ich Mensch, hier will ich sein.
Mit Girona war es wie mit meinem Mann: Liebe auf den ersten Blick. Die Lage, die Architektur, die Altstadt, die kleinen Gässchen mit den hingebungsvollen Läden und Cafés, die Liebe zum Detail, die Aufgeschlossenheit der Menschen, deren Lässigkeit, so unprätentiös - genau das, womit ich mich gerne umgebe. Und last but far not least die Radkultur, die in Katalonien gelebt wird. Nicht ohne Grund trainiert die Radsport-Weltelite an diesem Flecken Erde. Schnell kam ich ins La Fabrica Café und den dazugehörigen Rad-Laden, The Service Course. Und da fängt die Geschichte meines Rad-Projektes an. Nur, dass ich das zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste.
Inspiriert von Juwelen auf zwei Rädern
The Service Course ist für mich eine Art Museum, zum Glück ein interaktives Museum. Das Inventar ist handverlesen, jedes Stück hat eine besondere Geschichte, jedes Rad ist bis ins kleinste Detail mit Sorgfalt und Hingabe ausgewählt und ausgestattet. Auch wenn ich mittlerweile mein eigenes Rad in Girona platziert habe, so ist es dennoch ein Genuss, sich eins dieser kleinen Juwelen auszuleihen. So kam ich letzten Sommer zu meiner ersten Fahrt mit einem OPEN. Was soll ich sagen? Mit der ersten Kurbelumdrehung war ich mir sicher: Wir beide gehören zusammen. Meine erste Gravel-Fahrt führte in einem großen Bogen um Girona, rein in die Berge und damit in die Abgeschiedenheit, die ich bislang nur mit dem Mountainbike kannte. Das alles mit einem Dropbar zu entdecken, war nicht nur faszinierend, sondern auch ziemlich flott, womit sich der Radius immens erweiterte. Ich war infiziert.
„Working hard to stay small“
Noch am selben Abend begann ich mit meinen Recherchen und las mich in die Geschichte dieser Marke ein, deren Name in meinen Ohren bereits wie eine Offenbarung, ein Lebensmotto klang: O-P-E-N. Tiefer und tiefer geriet ich in den Sog der Faszination. „Working hard to stay small“ und „the simplicity of nice bikes, nice rides, nice companies“. Als Kommunikations-Expertin bin ich mir durchaus bewusst, wie gezielt hier mit Sprache gespielt wird, dennoch traf es bei mir genau den Nerv. Die beiden Gründer Andy Kessler und the one and only Gerard Vroomen, Mitbegründer von Cervélo und nur wenige Kilometer von meinem Geburtstort in Holland aufgewachsen, kannten sich von ihrer Arbeit bei und für Cervélo. Das konnte doch kein Zufall sein, dass genau diese Marke bis dato die meines Vertrauens und meiner Leidenschaft war! Und wenn die beiden sich danach mit OPEN weiterentwickelt hatten, dann schrie das doch förmlich danach, dass ich das auch konnte. „We design bikes we want to ride ourselves“. Ja, das gefiel mir. Schnell stand fest: Ich wollte, ich MUSSTE ein OPEN haben. Nicht irgendein OPEN. Ich wollte MEIN OPEN. Und so wurde an diesem lauen Septemberabend in Girona - erschöpft von der Tour des Tages und mit Blick auf den katalanischen Sonnenuntergang - mein Projekt geboren: MEIN OPEN-READY-TO-PAINT-PROJEKT.