Auch heute möchte ich euch einen meiner Paratriathlon-Kollegen vorstellen, der mit mir gemeinsam für die deutsche Paratriathlon Nationalmannschaft startet: Benjamin Lenatz.
Benjamin kam durch seine damalige Freundin Frauke zum Triathlon. Während des Hamburg Wasser World Triathlon 2013 beobachtete er die Athleten und sofort stand für ihn fest: "Das ist es!" Er nutzte seinen Bausparvertrag für die Anzahlung des Equipments und begann mit dem Training. ?Im Jahr 2003 erlitt Benjamin bei einem schweren Verkehrsunfall mit einem Quad eine inkomplette Querschnittlähmung. Etwas mehr als ein Jahr später begeisterte er sich für Rollstuhlbasketball.
Auch im Monoski probierte er sich aus, doch beim Probetraining mit dem deutschen Paralympic Skialpinteam merkte er, dass sein Herz auf dem Basketballplatz schlug. Und dann kam der Paratriathlon. Bereits 2014 wurde er Deutscher Vizemeister im Sprint sowie Supersprint und toppte das Ganze im Jahr darauf mit Gold in beiden Disziplinen.
"Meinen Unfall 2003 würde ich als Chance bezeichnen, nicht als Krise!"
Der internationale Durchbruch gelang ihm 2017 mit der Goldmedaille beim Weltcup in den USA und Bronze in Australien. Und seine Freundin? Der machte er 2016 bei den Deutschen Meisterschaften in Hamburg auf dem Zielteppich des Rathausplatzes einen Heiratsantrag. Jetzt ist sie seine Ehefrau.
Seinen ersten größeren Rückschlag erlebte er 2017 durch eine Infektion. Er verlor viele Punkte beim Para Triathlon und verfehlte die Qualifikation für die Weltmeisterschaft nur knapp. Durch die Unterstützung seines Teams und zahlreicher Ärzte bewältigte er diese Schwierigkeiten. Der 34-Jährige ist vor allem dankbar für die Menschen, die ihn umgeben. Seine Coaches Oliver Quittmann und Patrick Bartsch geben ihm viel Kraft und Motivation. Auch seine Familie stärkt ihm den Rücken, vor allem seine Frau unterstützt ihn tatkräftig. "Die Energie, die sie mir schenkt, ist unfassbar!", sagt Benjamin. ??Vor den Wettkämpfen versucht er, einen fixen Ablauf einzuhalten. Die Routine hilft ihm, bestens vorbereitet an den Start zu gehen. Auch Mentaltraining nutzt er zur Trainingsvorbereitung und bei Wettkämpfen.
"Vor den Wettkämpfen versucht er, einen fixen Ablauf einzuhalten. Die Routine hilft ihm, bestens vorbereitet an den Start zu gehen."
In der aktuellen Saison hat er sich vorgenommen, "die perfekte Ausgangslage für die Qualifikation der Paralympischen Spiele 2020 zu schaffen und ab Juni so viele Punkte zu sammeln wie möglich". Dafür trainiert Benjamin hart. Nicht immer bleibt dem Wirtschaftsfachwirt aus Bergisch Gladbach dann sehr viel Freizeit. Aber der Ausgleich ist wichtig. "Im Wettkampf brauche ich die Spannung, im Alltag entspanne ich mich am besten mit meiner Frau auf der Couch oder zusammen mit Familie und Freunden", erzählt er.
Benjamin ist ein ehrgeiziger Mensch, der sein Ziel nicht aus den Augen verliert, dabei aber authentisch bleibt und nicht vergisst, wie viel er den Menschen um ihn herum verdankt. "Auch wenn es zeitweise schwierig ist, die finanziellen Mittel zusammen zu bekommen, so habe ich das Glück, die richtigen Personen um mich rum zu haben". Benjamin legte in der Kürze der Zeit eine beachtliche Laufbahn hin und fand auch privat sein Glück. "Meinen Unfall 2003 würde ich als Chance bezeichnen, nicht als Krise!"