Max Gelhaar kam bereits in jungen Jahren über das Schwimmen zum Para-Triathlon. Nach über zehn Jahren brauchte der 21-Jährige, mit dem selbst so schön formulierten "Harry Potter-Blick" einen "Tapetenwechsel".
Seine spastische Lähmung der kompletten linken Körperhälfte hielt den Berufsschüler für Elektrotechnik noch nie davon ab, neue sportliche Herausforderungen anzunehmen. Wie Max' Karriere sich entwickelt hat und welche Wettkämpfe er sich zum Ziel gesetzt hat, erzählt er mir heute. So schlug ihm sein Trainer den Start bei einem Triathlon vor. Bereits einige Trainingswochen später ging Max an den Start seines ersten Wettbewerbs. "Der Tag hätte chaotischer nicht sein können! Bei nasskalten 10 Grad Celsius fing es beim Radfahren richtig an zu schütten und weil dies noch nicht schlimm genug war, zog ich mir beim Laufen eine Mittelfußfraktur zu. "Aber Max ist halt Max, und so biss sich der gebürtige Sachse durch und beendete tapfer das Rennen. Dieses Erlebnis entfachte in ihm ein Feuer, welches bis heute brennt!
Max ist halt Max.
Besonders inspiriert wurde Max auf seinem Weg von Paralympics-Goldmedaillengewinner und Triathlon-Superstar Martin Schulz. "Er lieh mir damals einen Neoprenanzug für den Start meines ersten Triathlons. Es war ein Talisman, der mich weit gebracht hat! Selbst heute gibt er mir wertvolle Tipps, für die ich mehr als dankbar bin!"
Aber woher nimmt Max bloß diese unglaubliche Motivation? Das hat so gar nichts mit seiner körperlichen Beeinträchtigung zu tun! Wenn Max das Training mal schwerfällt, sieht er sich sprichwörtlich "die Ziellinie bei der Weltmeisterschaft überschreiten und danach auf dem Treppchen stehen". Bereits seit vielen Jahren fühlt er sich dadurch besonders in schweren Zeiten angespornt.
"Aber woher nimmt Max bloß diese unglaubliche Motivation?"
Doch so ein Weg kann auch für ein "Motivationsmonster" wie Max steinig sein. Im Laufe seiner sportlichen Karriere musste er schon einige Krisen überwinden. Der Frust war enorm, als im Sommer 2018 bekannt gegeben wurde, dass es seine Startklasse bei den Paralympics 2020 in Tokio nicht geben werde. Um die Enttäuschung zu verarbeiten, sprach Max mit vielen erfahrenen Sportlern, die ihn ermutigten, weiter dranzubleiben. So bereitete er sich vorbildhaft auf die Weltmeisterschaft 2018 in Australien vor und gewann prompt, wie auch im Vorjahr Bronze. "Ohne meine festen Rituale hätte ich das nie geschafft!" Für Max ist es besonders wichtig, dass die Zeit zwischen Aufstehen und Wettkampf genau durchgetaktet ist. Dabei darf es zu keinerlei Veränderungen kommen. "Ich genieße die Ruhe vorm Wettkampf, wenn ich völlig bei mir bin und mich auf meine bevorstehende Aufgabe fokussieren kann!"
Was ebenfalls fest zu Max gehört, ist die Musik. Deshalb dürfen bei dem Technikfreak, neben dem sportlichen Equipment, sein Smartphone, mehrere Ladegeräte, eine Powerbank für Notfälle und ein Kopfhörer nicht fehlen. "Wahrscheinlich ist es für viele unbegreiflich, wie ich mich bei den Musikrichtungen Electro, Hardstyle oder Dubstep entspannen kann", erzählt er lachend. Besonders wichtig ist für Max der Rückhalt von Familie und Freunden sowie dass er mit seiner Behinderung weiterhin so gut zurechtkommt. In den kommenden Jahren möchte er nochmal alles geben, um hoffentlich bei den Paralympics in Tokyo 2020 dabei zu sein! Von dort mit Edelmetall zurückzukehren, wäre für Max "der absolute Hammer" und ein echter Lebenstraum.