Oft werde ich gefragt, ob ich einen Laufhintergrund habe. Aber nein: zum Laufen bin ich erst vor ein paar Jahren über den Triathlon gekommen. Man würde es vielleicht nicht erahnen, aber als Kind bin ich, bis zum Beginn meiner Jugend, geschwommen. Vor allem 50m und 100m Wettkämpfe und somit etwas andere Distanzen, als ich heutzutage im offenen Gewässer vor dem Rad fahren und laufen zurücklege.
Man kann das Rennen beim Schwimmen zwar nicht gewinnen, aber man kann es verlieren.
Bevor ich zu meinem jetztigen Coach Jo Spindler wechselte, war die Meinung oft, dass ich max. 4 mal die Woche schwimmen soll, da ich einen Schwimmhintergrund habe und das Schwimmen im Triathlon ja sowieso eher zweitrangig sei. Das zweite Argument stimmt zumindest (und auch nur dann), wenn man die Splits der drei Disziplinen betrachtet. Man kann das Rennen beim Schwimmen zwar nicht gewinnen, aber man kann es verlieren.
Mir wurde das Schwimmen leider nicht in die Wiege gelegt und mit den Schwimmumfängen eines Triathleten ist es auch oftmals illusorisch, dass wir das Wasser jemals "spüren" werden. Im April 2016 habe ich mir bei den Schweizermeisterschaften über 10km auf der Strasse eine Stressfraktur im Fersenbein eingefangen. Nur einige Tage später sollte das Trainingscamp bei Brett Sutton und seinen Athleten auf Mallorca los gehen. Als die Diagnose mit einem MRI bestätigt wurde, wollte ich die Reise sogleich absagen. Was könnte ich schon trainieren mit einem Ermüdungsbruch? Dennoch wurde ich von einer Freundin überzeugt teilzunehmen, um zumindest mal die Trisutto Coaching Philosophie zu erleben. (Wie ich nachher lernte, hat man als Triathlet so viele Optionen, um fit zu bleiben.)
Beim ersten Schwimmen im Camp sollten wir jeweils 25m hard, 25m easy schwimmen. Brett hat uns vom Beckenrand beobachtet und Notizen gemacht. Einzeln hatte er Athleten rausgenommen und Feedback verteilt. Ziemlich zum Schluss ist er zu mir gekommen und hat mich gebeten, 50m race pace zu schwimmen. Anschliessend fragte er mich: „Wieso schwimmst du im Rennen anders als bei den Sprints im Becken?“ Meine Antwort war simpel, aber völlig irrational: „Ich weiss, dass ich schneller bin, wenn ich nur links atme, weil ich dann einen besseren Rhythmus habe. Bei der 2-er Atmung kriege ich jedoch zu viel Sauerstoff und bei der 4-er Atmung zu wenig. Deshalb schwimm ich im Rennen 3-er Atmung.“ „Schwimm von nun an immer 2-2-4er Atmung nach links“, sagte er noch und dann war das Training vorbei.
Nun habe ich jahrelang x-beliebige Technikübungen im Wasser probiert. Mit Schnorchel, Tempotrainer, Technikpaddels und Flossen experimentiert und keinen anständigen Rhythmus gefunden. Kann die Lösung wirklich so simpel sein? Ja.
Man findet mich an sechs Tagen in der Woche im Wasser. Mittlerweile schwimme ich knapp 30km pro Woche.
Seit Ende April 2016 trainiere ich nun bei Jo Spindler. Anfangs dachte ich, ich würde nur wegen der Stressfraktur so viel schwimmen. Schnell lernte ich jedoch, dass die hohen Schwimmumfänge nun zum Alltag gehören. Beim Schwimmen holen wir uns nämlich nicht nur die sportartspezifische Kraft, sondern auch eine generelle Ausdauer für die anderen beiden Disziplinen, ohne die Knochen und Gelenke dabei zu stark zu belasten.
Man findet mich an sechs Tagen in der Woche im Wasser. Mittlerweile schwimme ich knapp 30km pro Woche. Da ich meistens mit dem Schwimmen in den (Trainings-)Tag starte, ist das Schwimmtraining auf die restlichen Trainings an dem Tag abgestimmt. An harten Lauftagen ist der Umfang bspw. meist etwas geringer, dafür werden die Beine mit küzeren intensiven Intervallen auf die Laufbelastung etwas vorbereitet. Pull Buoy, Band und Paddles werden auch oft eingesetzt, um an Kraft zu gewinnen und den Puls gleichzeitig niedriger zu halten. Es kann sogar vorkommen, dass wir die ganze Einheit ohne Beinbelastung, mit Pull Buoy & Band, schwimmen.
Wenn man mit Tools öfters ins Wasser geht, dabei eine bessere Technik schwimmt und somit mehrere "saubere" Armzüge macht, dann hat man doch schon gewonnen.
Hier gibt es einige kritische Stimmen. Im Wettkampf schwimme man doch auch nicht mit Pull Buoy. So könne man auch nicht an seiner Wasserlage arbeiten. Aber selbst wenn wir nur 30% unserer Schwimmumfänge ohne Tools schwimmen, sind das immer noch mehr Kilometer ohne Tools, als wenn man das Schwimmbad vermeidet, weil einem das Schwimmen keinen Spass macht oder man sich zu müde fühlt nach intensiven Rad- und Lauftrainings. Schlussendlich muss jeder für sich selbst entscheiden, wie oft und wann man Tools einsetzt beim Schwimmen. Wenn man mit Tools öfters ins Wasser geht, dabei eine bessere Technik schwimmt und somit mehrere "saubere" Armzüge macht, dann hat man doch schon gewonnen.
Hier noch eines meiner Lieblingsschwimmtrainings: 60x100m Paddles, Pull Buoy & Band. Kann beliebig zwischen 20 und 100 Wiederholungen variiert werden. Simpel und effektiv.