Training

Anfängerschwimmen: Das Wasser kennen lernen und ein Wasserbewegungsgefühl entwickeln

Lesezeit: 5 Minuten

Jeder Schwimmer hat bereits von dem Wassergefühl gehört, doch was ist das eigentlich? Wieso sollten Übungen zur Entwicklung des Wassergefühls schon Bestandteil des Anfängerschwimmens für Kinder sein? Welche Übungen helfen um das Wasserbewegungsgefühl zu schulen?

In der sportwissenschaftlichen Literatur beschreibt das Wasserbewegungsgefühl die Fähigkeit “auf die Gegebenheiten des Wassers situativ angemessen zu reagieren, sie in der Bewegung sensibel wahrzunehmen und die Bewegung fein darauf einzupendeln” (Lange & Volck, 1999, S. 21). Dieses Gefühl kann nur durch vielfältige Bewegungserfahrungen sowie dem Zusammenspiel von Bewegung und Wahrnehmung entwickelt werden und bietet die Basis für ein effektives Schwimmen. Man unterscheidet zwischen Antriebs- und Translationsgefühl. Ein gutes Antriebsgefühl ermöglicht es dem Schwimmer beispielsweise die Auswirkungen unterschiedlicher Anstellwinkel der Hand im Wasser zu spüren und effektiv anzupassen. Das Translationsgefühl dagegen beschreibt das taktile Empfinden des erzeugten Vorschubs eines Körpers.

Wasserbewegungsgefühl ist die Fähigkeit, auf die Gegebenheiten des Wassers situativ angemessen zu reagieren, sie in der Bewegung sensibel wahrzunehmen und die Bewegung fein darauf einzupendeln.
Lange & Volck

Man könnte denken, dass sich dieses Wasserbewegungsgefühl nur durch viele Kilometerzahlen und Stunden im Wasser entwickelt. Es gibt aber auch viele Übungen, die die Sensibilität für das Wasser und die eigenen Bewegungen steigern können. 

Gerade im Anfängerschwimmen sollten zunächst Grundlagen für das spätere Schwimmen lernen geschaffen werden. Nur auf Basis dieser ist ein sicherer und effektiver Aufenthalt im Wasser möglich. Die Grundlagen beinhalten dabei nicht die korrekte Ausführung des Brustarmzugs oder den Bewegungsablauf beim Kraulschwimmen. Vielmehr sollte es den Kindern ermöglicht werden durch verschiedenste Übungen elementare Bewegungserfahrungen im Wasser zu sammeln, sie sollen das Wasser kennen lernen und ein Wasserbewegungsgefühl entwickeln.

Als "erkundende Begegnung mit dem Element Wasser" wird dieser Abschnitt in der sportwissenschaftlichen Literatur im Anfängerschwimmen beschrieben. In diesem Bereich stehen elementare Bewegungserfahrungen im Umgang mit den Besonderheiten des Wassers im Vordergrund. Die Besonderheiten beziehen sich auf die Kräfte, die durch die physikalischen Eigenschaften des Wassers auf den Körper wirken. So wird es den Kindern ermöglicht, zunächst den Auftrieb, Vortrieb, Wasserdruck und Widerstand zu spüren, ihn zu verstehen und daraufhin gezielt in den einzelnen Handlungen zu nutzen.

Die 8 Module der elementaren Erfahrungsbereiche

Diese elementaren Erfahrungsbereiche werden in der Literatur in folgende acht Module strukturiert:

„Erleben und erfahren, dass das Wasser die Bewegungen bremst und wie man das Bremsen beeinflussen kann“ 

„Erleben und erfahren, wie sich im Wasser das Gefühl für das Gleichgewicht ändert und wie man sich dem anpassen kann”

„Erleben und erfahren, dass die „Welt unter Wasser“ eine andere ist und dass es etwas Besonderes ist, sich dort zu bewegen“

„Erleben und erfahren, dass man vom Wasser getragen werden kann und wie man durch Kontrolle der Atmung schweben, sinken und wieder auftreiben kann“ 

„Erleben und erfahren des Gleitens an und unter der Wasseroberfläche“ „Erleben und erfahren eines Fluges beim Springen und wie man kontrolliert ins Wasser eintaucht“  

„Erleben und erfahren, dass man auch im Wasser bei Bewegungsaktivitäten ruhig und gleichmäßig atmen kann“

„Erleben und erfahren, wie man durch unterschiedliche Arm- und Beinbewegungen Antrieb erzeugt und sich zielgerichtet vorwärts bewegen kann“ 

Übungen helfen ein Wasserbewegungsgefühl zu entwicklen

Durch vielfältige Übungen aus den einzelnen Modulen lernen die Kinder das Wasser sehr gut kennen und können so die komplexe Fähigkeit des Wasserbewegungsgefühls entwickeln - die wichtige Grundlage für alle Schwimmstile. 

Übungen zur Atmung im Wasser werden häufig im Anfängerschwimmen vernachlässigt. Viele Schwimmschulen und Vereine beginnen mit dem Brustschwimmen und dabei einer Kopfhaltung über Wasser. Beim Tauchen wird meist die Nase und der Mund zugehalten und somit die Ausatmung unter Wasser nicht berücksichtigt. Wenn die Kinder zu einem späteren Zeitpunkt dann die Unterwasserphase beim Brustschwimmen erlernen oder mit dem Kraulschwimmen beginnen wollen, fehlen ihnen die wichtigsten Grundlagen. 

Wenn die Kinder früh vielseitige Erfahrungen mit dem Wasser machen, ist die Entwicklung einer vielseitigen, individuellen und effektiven Schwimmtechnik möglich. Auch Erwachsene können noch fehlendes Wasserbewegungsgefühl durch variables Training entwickeln.

Wenn die Kinder früh vielseitige Erfahrungen mit dem Wasser machen, sich ausprobieren dürfen und nicht stumpf mit den Bewegungsausführungen der einzelnen Schwimmstile begonnen wird, ist die Entwicklung einer vielseitigen, individuellen und effektiven Schwimmtechnik und ein Erlernen aller Schwimmstile möglich. 

Auch Erwachsene können noch fehlendes Wasserbewegungsgefühl durch variables Training entwickeln. Einige Übungen, die dazu dienen, kontrastreiche Situationen zu erzeugen, steigern die Sensibilität für das Medium Wasser und die eigenen Bewegungen.


Kontrastübung Faust

Wenn die Antriebsfläche der Hand beim Kraulschwimmen mithilfe der Faust reduziert wird, führt dies dazu, dass der Unterarm als Antriebsfläche deutlich wahrgenommen und eingesetzt werden kann. Da es sich um eine Kontrastübung handelt, ist es wichtig danach wieder eine Strecke mit geöffneter Hand zu schwimmen, um den Kontrast unmittelbar zu spüren.


Hundepaddeln/Scheibenwischer

Mit dem rechten Arm, wie bei dem Zugbeginn des Kraulzuges, ziehen. Das hohe Anstellen des Ellenboges betonen und den Unterarm senkrecht darunter bewegen, so dass die Fingerspitzen kurzzeitig zum Beckenboden zeigen. Stoppen der Bewegung, wenn die Schulterhöhe erreicht ist. Den Arm wieder nach vorne in die Streckposition bringen und mit dem linken Arm starten. Der Kopf bleibt während der Übung unter Wasser und dreht sich zur Atmung auf die Seite. 

Technikübungen

Auch das schnellere Durchführen von Technikübungen führt dazu die Eigenschaften des Wassers deutlicher zu spüren. 


Franziska Hiemenz
Sportwissenschaftlerin und Schwimmtrainerin
Franziska studierte Sportwissenschaft und Informatik an der Technischen Universität Darmstadt und ist seit vielen Jahren als Schwimmtrainerin (DOSB-Trainerin C Leistungssport) und Leiterin von Schwimmkursen, vorrangig im Kinderschwimmen sowie als aktive Volleyballerin und C-Schiedsrichterin im Hallenvolleyball tätig.

Verwandte Artikel

Entdecke weitere Beiträge, die zu diesem Artikel passen.

Nach oben
Dunkles Design

Es ist bereits spät am Abend, möchtest du vielleicht das dunkle Design aktivieren?

Im Fußbereich der Seite kannst du das Design bei Bedarf wieder zurücksetzen.

Aktivieren