Der Triathlon in St. Pölten hat sich seit seiner ersten Austragung in 2007 als ein starker Standort in der weltweiten Triathlon Community etabliert. Das Schwimmen in zwei verschiedenen Seen mit zwischenzeitlichem Landgang, die Radstrecke mit einem langen Autobahnstück und zahlreichen landschaftlichen Höhepunkten und über 1000 Höhenmetern sowie die Laufstrecke am westlichen Ufer der Traisen zieht jedes Jahr aufs Neue viele Triathleten aus über 50 Nationen an.
Seit 2010 wurde das Rennen unter dem IRONMAN-Label als ein 70.3 Wettkampf ausgetragen - doch damit ist nun Schluss. Mit Auslaufen des Lizenzvertrags mit IRONMAN hat sich der Veranstalter dazu entschlossen, die Zusammenarbeit nicht mehr zu verlängern sondern neue Wege zu gehen. Künftig an seiner Seite: die Challenge Family.
Ab 2020 wird daher aus dem IRONMAN 70.3 St. Pölten die Challenge St.Pölten.
Ich habe mich mit Zibi Szlufcik, dem Geschäftsführer der Challenge Family, über den Wechsel und seine Pläne mit dem neuen Rennen in seiner Serie unterhalten, während er auf dem Weg zur Championship nach Samorin war.
Zibi, der IRONMAN 70.3 St Pölten wird ab 2020 als Challenge St Pölten ausgetragen - wie kam es dazu?
Ich kenne die Vergangenheit des Rennens nicht ausreichend, um im Detail zu sagen, was es dort für Verhältnisse gab - seitens des Veranstalters wurde aber die Lizenz mit IRONMAN nicht verlängert. Der Veranstalter ist auf uns zugekommen, wir sind ins Gespräch gekommen und haben sehr schnell zueinander gefunden.
Wir als Challenge Family haben in St. Pölten eine sehr familiäre Atmosphäre vorgefunden - vor allen Dingen Menschen, die sich seit Jahren für den Sport und das Rennen engagieren. Der Wettkampf in St. Pölten hat eine sehr lange Geschichte - es sind Familien beteiligt, die das Rennen von Anbeginn mit Herz und Seele durchführen. Das hat von Anfang an schon von den Grundwerten her extrem gut zueinander gepasst. So haben wir uns Stück für Stück genähert - die Gespräche liefern sehr gut und wir sind uns einig geworden, dass das Event perfekt unter das Dach der Challenge Family passt.
Hier ist zusammengekommen, was zusammen gehört
Die Kooperation ist eine Bestätigung für das, was wir uns seit Jahren auf die Fahne geschrieben haben: all about the athlete. Uns um die Athleten zu kümmern. Um Sponsoren und Partner, die Medien und Veranstaltungsorte.
Unsere Race Directors leben das, was uns alle zu dieser wunderschönen Sportart Triathlon hinführt - und dieses Engagement mit Leib und Seele bestätigt uns darin, dass dieses Vorgehen für uns der richtige Weg ist.
Werfen wir mal einen Blick hinter die Kulissen - von ersten Gesprächen bis zum finalen "GO": wie lange dauert so eine Verhandlung und wie läuft so eine Übernahme ab?
Wenn wir ein neues Rennen auf die Beine stellen, dann rechnen wir üblicherweise mit einer Zeitperiode, die zwischen einem 3/4 Jahr und 2 Jahren, teilweise sogar länger dauert - je nachdem, wie die Rahmenbedingungen aussehen. Handelt es sich um ein etabliertes oder um ein neues Rennen, wie sind die Strukturen und das Team? Im Fall von St Pölten fanden wir bereits ein sehr erfolgreiches und lang existierendes Event vor, ein sehr erfahrenes Organisationsteam und einen laufender Vertrag, der zu Ende ging - daher ist das alles etwas zügiger gegangen. Gedauert hat es am Ende ungefähr ein dreiviertel Jahr.
Was für Änderungen, Anpassungen oder Neuerungen habt ihr mit der Challenge St.Pölten für das Rennen geplant? Werdet ihr vielleicht preislich sogar günstiger als der IRONMAN 70.3 St.Pölten es war?
Grundsätzlich ist mein Motto: never change a winning team. Die Veranstaltung und das Team waren bislang sehr erfolgreich.St Pölten basiert auf einer bewährten Konstellation. Petra, Christoph und Jürgen haben hier herausragende Arbeit mit ihren Teams geleistet, das soll auf jeden Fall aufrecht erhalten bleiben.
Sicher werden wir aber die Challenge Family Handschrift darüber legen und hoffen, dass wir mit unseren Challenge Family Assets dazu beitragen können, in einzelnen Punkten noch besser zu werden. Unser Ansatz ist es, Triathlon- und Ausdauersport-Festivals zu organisieren und auch jungen Athleten Betätigungsplattform zu liefern - z.B. mit Kids und Junior Veranstaltungen, aber auch Frauenläufe sind möglich. Wir überlegen uns, ob wir vielleicht die ein oder andere Sache umsetzen, wie wir sie auch an anderen Rennen bereits durchführen - zB Vorbereitungsrennen im Vorfeld. Es wird daher sicher der Fall sein, dass wir das Angebot perspektivisch auch ein wenig erweitern. Aber grundsätzlich gilt: das, was erfolgreich erfolgreich gelaufen ist, bleibt so auch weiterhin.
Wir wollen value for money liefern und faire Preise anbieten
Was die Startgelder betrifft ist es so, dass unser Grundsatz ist, dass wir ein gutes Preis- Leistungs-Verhältnis anbieten und "value for money" liefern wollen. Wir versuchen, den Athleten -gestaffelt - einen fairen Preis anzubieten. Wir sind grundsätzlich in allen Ländern günstiger als IRONMAN und hoffen natürlich gleichzeitig, dass wir qualitativ mit unserer Gegenleistung für die Athleten besser und Qualitätsleader sind. So werden wir es auch in St Pölten machen. Wir haben einen Early Bird Preis für die ersten 500 Starter mit 189 EUR eröffnet, ab dann wird es eine Staffelung geben. (Anm der Redaktion: Registrieren könnt ihr euch bereits hier)
Wichtig ist: der Preis muss angemessen und verhältnismäßig sein. Wir haben Gott sei Dank niemanden im Hintergrund, der auf uns Druck zur Gewinnmaximierung ausübt, sodass wir noch frei entscheiden können, wie wir es für richtig und zur gebotenen Leistung als verhältnismäßig empfinden.
In diesem Jahr, speziell wo viele unserer Rennen komplett ausverkauft sind und all unsere Felder wachsen, gibt uns das Bestätigung dass unser eingeschlagene Weg der richtige ist.
Ein bisschen klingst du wie in einem Startup :-)
Absolut. Und natürlich wissen wir auch, dass wir noch einen sehr, sehr langen Weg vor uns haben. Wir versuchen, uns Stück für Stück organisch weiterzuentwickeln und Stück für Stück besser zu werden. Wir legen enormen Wert auf das Feedback unserer Athleten, Partner und Sponsoren und Medien um zu lernen, was wo und wie verbessert werden kann.
Der Begriff, den wir uns auf die Fahne geschrieben haben: Nachhaltigkeit. Unsere Partner bei einem Rennen sind so verschieden und eine bunte Mischung - Verbände und Behörden, Profit- und Non-Profit-Organisationen, Privatpersonen Privatorganisationen, Städte und Gemeinden. Aber in einem ähneln sie sich alle: sie alle agieren langfristig und nachhaltig. Auch alle unsere Verträge beginnen mit einem Zeitfenster von 5 Jahren, denn nur so kann man gemeinsam etwas signifikantes aufbauen.
Wir haben das Privileg, einen gesunden Lebensstil von Menschen zu fördern
Und auch Athleten profitieren von unserem nachhaltigen Ansatz: Denn wir haben das Privileg, einen gesunden Lebensstil von Menschen zu fördern und zu unterstützen. Und auch hier ist Nachhaltigkeit und Langfristigkeit ein elementarer Punkt.
Was ist dein persönliches Highlight in St. Pölten? Warum sollte jeder Athlet einmal dort gestartet sein?
St Pölten hat definitiv eine der geilsten Radstrecken der Welt. Auch die kurzen Wege sind für mich extrem wichtig, die seamless organisation die man sofort bemerkt. Und man spürt förmlich, dass das komplette Rennen mit Herz, Leib und Seele organisiert wird. Genau das, was wir als Challenge Family propagieren: athletenorientiert zu sein.
Hier ist etwas zusammen gekommen was meiner Meinung nach zusammen gehört. Und das ist es, was die Athleten am Ende auch bemerken.
Man weiß immer: Verträge sind das eine - am Ende des Tages sind es Menschen, die Verträge gestalten und umsetzen. Wir haben einen guten Draht zueinander gefunden und das stimmt mich sehr positiv.
Habt ihr als Challenge Family aktuell noch anderweitig Pläne für neue Rennen? Welche Länder stehen sonst noch im Fokus?
Wir haben keinen fixen Fahrplan oder Länder im Fokus. Wir wählen aus allen Bewerbungen, die wir bekommen, die passenden aus. Weltweit haben wir jährlich 100-150 Bewerbungen und könnten uns - wenn wir wollten - in alle Richtungen entwickeln. Die wichtigste Frage für uns ist aber immer: trägt ein Rennen zu unserer qualitativen Weiterentwicklung als Serie bei? Wenn diese Frage mit Ja beantwortet ist, beginnt ein 5stufiger Prozess, der dann Schritt für Schritt abgearbeitet wird.
Es muss immer ein Rennen sein, das zur Challenge Family passt. Mit den Werten, den Menschen und dem Qualitätsanspruch. Auch hier gilt: Qualität vor Quantität.
Zu guter Letzt: am Wochenende geht es in der Slowakei heiß her, bei der Championship wird es ein spannendes Rennen geben. Dein persönlicher Tipp fürs Podium der Frauen und Männer?
Zweifelsohne wird es ein spannendes Wochenende, wir haben ein herausragendes PRO-Feld am Start. Aber um ehrlich zu sein: noch mehr begeistert mich, dass wir Athleten aus 60 Nationen am Start haben obwohl wir nur Rennen in 26 Ländern anbieten.
60 Nationen kommen zu einem Rennen in die Slowakei, die sicher nicht das "non plus ultra" für jeden ist . Das zeigt uns, wie attraktiv das Rennen und die Möglichkeiten, die vor Ort gegeben sind, für unsere Athleten sind.
Frederic Funk hat unglaublich viel Talent und eine geniale Persönlichkeit
Mein Tipp fürs Podium: Sebi Kienle habe ich in Heilbronn gesehen und er hat mir unglaublich gut gefallen - das war glaube ich eines seiner besten Rennen überhaupt. Vor allen Dingen konnte er performen, ohne Probleme mit seiner Achillessehne zu haben. Dann natürlich Ben Kanute, der sicherlich mal ein Wörtchen mitreden wird. Ich hoffe, dass Frederic Funk mitmischen wird, er hat unglaublich viel Talent und eine geniale Persönlichkeit. Auch Flo Angert hat mir in Heilbronn sehr gefallen - vor allem, wie er das Rennen gestaltet hat. Auch Von Berg wird sicher eine ganz wichtige Rolle spielen - also: festlegen ist schwierig, das wird ein ganz heißer Tanz!
Das wird ein ganz heißer Tanz!
Bei den Frauen wird es ebenfalls spannend: Ellie Salthouse, Lucy Charles, Anne Haug, Daniela Bleymehl oder Anja Ippach - da gibt es schon fünf, sechs, die das Rennen mitgestalten können - da sind schon ein paar Granaten am Start.
Und falls jemand zuschauen möchte: es lohnt sich! Wie immer haben wir auch einen Weltklasse Livestream. In den letzten 3 Jahren haben wir hier das Qualitätsniveau erreicht, das wir uns immer vorgestellt haben. Das wird in diesem Jahr nicht anders sein.
Und auch das Wetter soll gut werden?
Absolut. Die Wettervorhersage kann nicht besser sein. Es war zwar regnerisch im Vorfeld aber jetzt ist es perfekt. Auch die Wassertemperatur mit aktuell 16 Grad passt. Das einzige Problem, das uns aktuell Kopfzerbrechen macht, ist die Wasserlage in der Donau. Wir haben zwar eine extrem breite Ausbuchtung dort, wo die Championship stattfindet, aber dennoch ist extrem viel Wasser in der Donau. Wir beobachten die Lage stündlich und müssen uns dann am Wochenende entscheiden, ob und wie geschwommen wird, sodass es für die Athleten am sinnvollsten und sichersten ist. Ab einem bestimmten Level herrscht ein enormer Druck auf den Seitenarm - hier arbeiten wir eng mit dem Sicherheitspersonal zusammen und entscheiden im Sinne der Athleten.