Seine Bilder gehören mittlerweile zu den angesagtesten der Szene und sind mit hoher Wahrscheinlichkeit jedem von euch schon einmal über den Weg gelaufen: Sportfotograf Marcel Hilger. Ich bin schon seit längerer Zeit Fan von Marcels Arbeiten und seinerzeit über den Radsport auf ihn aufmerksam geworden. Seine Bilder begeistern mich sowohl digital als auch im Print.
Da ich selbst in meiner Zeit vor TIME2TRI nebenberuflich als Fotografin selbständig war, interessiere ich mich auch stark für die Welt hinter der Linse und weiß: das, was Marcel Shooting für Shooting zaubert, verdient wirklich Anerkennung. Das Zusammenspiel aus dem richtigen Blickwinkel, einem Auge für Emotionen und die richtigen Momente und ein Händchen für eine herausragende Bearbeitung machen aus seinen Bildern einzelne, kleine Kunstwerke.
Big News!
In den letzten Monaten haben wir euch immer mal wieder gefragt, welche Themen euch besonders interessieren würden. Hierbei wurde immer wieder ein Thema genannt: die Sportfotografie. Daher freue ich mich sehr, euch heute verkünden zu dürfen, dass wir ab sofort das Thema #aphotographerslife mit in unser Programm aufnehmen werden. Marcel hatte, als ich ihm von meiner Idee erzählte, sofort Lust darauf, uns - und euch - mit durch seine Saison zu nehmen. Ab sofort berichtet Marcel euch daher jeden Monat auf unseren Kanälen über seine Erlebnisse bei den Wettkämpfen, die er fotografisch begleitet. Es wird ein spannender Mix aus Kuriositäten und waschechten Profi-Tipps, aus hochkarätigen Bildern und emotionalen Momenten. Wenn ihr Fragen zum Thema Sportfotografie habt, dann stellt sie uns gerne jederzeit, wir greifen sie in jedem Fall in einem der Beiträge mit auf.
Zum Einstieg habe wir uns mit Marcel unterhalten. Darüber, wie er zur Sportfotografie gekommen ist, welche prominente Person er schon vor seiner Linse hatte und auch darüber, welches seiner unzählig vielen, tollen Bilder tatsächlich sein Lieblingsbild ist.
Marcel Hilger im Interview
Wie bist du zur Sportfotografie gekommen und wie hast du es geschafft deinen Traum vom Berufsfotografen zu verwirklichen?
Sportfotografie ist für mich die perfekte Verknüpfung von meinen beiden großen Interessen und Leidenschaften: Zum einen der Sport, der mich fasziniert und der so großartige Geschichten schreibt. Zum anderen die Fotografie, deren Möglichkeiten einen besonderen Reiz auf mich ausüben. Anfangs noch rein hobbymäßig ausgeübt, durfte ich bei Werbefotografen die Grundlagen der Fotografie lernen und habe nebenbei allmählich meine Ausrüstung aufgestockt. Durch die wachsender Zahl von Anfragen und Aufträgen ist der Gedanke gereift, die Fotografie doch beruflich auszuüben.
Was war das bisherige Highlight deiner Karriere als Sportfotograf?
Ein großes Highlight war es auf jeden Fall, die Tour de France als akkreditierter Fotograf begleiten zu dürfen. Als Kind und Jugendlicher hat mich dieses Ereignis um das Jahr 2000 in seinen Bann gezogen und mit dem Sportvirus infiziert, weshalb diese Rundfahrt auch heute noch einen großen Stellenwert bei mir hat. Gerade der Tour-Start in Düsseldorf im Jahre 2017 war etwas Besonderes.
Woher nimmst du deine Ideen und Inspirationen? Hast du ein Vorbild?
Die größte Plattform zum Sammeln von Ideen und Anregungen ist mittlerweile sicherlich Instagram. Dort verbringe ich schon ziemlich viel Zeit muss ich zugeben. :) Ein direktes Vorbild habe ich nicht, es gibt aber eine Vielzahl von Fotografen und Künstlern deren Arbeit ich bewundere und die mich inspirieren. Nicht zwangsläufig nur Sportfotografen - ich schaue mir zum Beispiel auch gerne Werke von Landschafts- oder Portrait-Fotografen an. Ein gutes Bild muss einen fesseln, dabei gibt es erstaunlich viele Gemeinsamkeiten bei Bildern unterschiedlicher Genres.
Welche Herausforderungen gibt es gerade beim Fotografieren im Triathlon-Sport?
Bei keiner anderen Sportart ist mein Planungsaufwand vor einem Rennen so groß wie bei einem Triathlon-Event. Im Vorfeld eines Rennens mache ich mir Gedanken darüber, welche Spots ich bei welcher Disziplin gerne einfangen würde. Dabei fahre ich die Strecke zum Beispiel virtuell mit Google StreetView ab und schaue mir Wettervorhersage und Sonnenstand zur jeweiligen Uhrzeit an. Aufgrund der drei Disziplinen ist das manchmal schon sehr zeitaufwendig. Eine Herausforderung stellt auch immer dar, die entscheidenden Situationen bei Damen und Herren-Rennen gleichermaßen zu erwischen. Da muss man oft genau abwägen und je nach Rennverlauf entscheiden, wann man zu der jeweiligen Rennspitze vorfährt oder sich zurückfallen lässt.
Wer war die bislang prominenteste Person vor deiner Linse?
Neben den Sportlern selbst kommt es immer mal wieder vor, dass eine noch größere Berühmtheit eine Stippvisite bei einem Event macht. So habe ich zum Beispiel bereits Präsidenten und Kanzler und einige europäische König/innen ablichten dürfen.
Gibt es bei so vielen tollen Bildern von dir auch eines, das dein absolutes Lieblingsbild ist? Wenn ja, warum?
Ein Bild das mir direkt in den Kopf schießt, ist die Aufnahme von John Degenkolb in den berühmten Duschräumen des Velodroms von Roubaix. Nicht nur von fotografischer Seite es war auch ein besonderer Moment, den ich hautnah miterleben durfte. Als ehemaliger Roubaix-Sieger hat er dort eine eigene Umkleide-Nische, an der ein Messingschild mit Name und Jahre seines Erfolges angebracht ist. Zudem hat das Bild den dritten Platz beim letztjährigen Peter-Christian-Schlüschen-Preis für Sportfotografie belegt, weshalb es für mich natürlich auch einen besonderen Stellenwert hat.
Was möchtest du unbedingt noch einmal tun - welche Erfahrung als Sportfotograf fehlt dir selbst noch auf deiner Bucket List?
Mich reizen vor allem Sportveranstaltungen, die in besonderen Landschaften stattfinden. Gerade der Triathlon gibt einem als Fotografen viele Möglichkeiten, um Sport und Natur zu verbinden. Ich lasse mich einfach überraschen, welche Orte dies noch sein werden. :)
Was würdest du jemandem raten, der mit der Sportfotografie beginnen möchte?
Zum Einstieg in die Sportfotografie eignen sich regionale Sportevents super - dort ist meist alles etwas entspannter und man gelangt näher an die Athleten als bei Großevents (DSGVO beachten :P). Alternativ kann man auch einen befreundeten Sportler fragen, ob man ihn mal beim Training begleiten kann. Die Ausrüstung ist dabei gar nicht mal so entscheidend, auch mit relativ preiswertem Equipment lassen sich interessante Blickwinkel finden und tolle Ergebnisse erzielen.