Auf einer Plattform wie TIME2TRI ist es möglich, nicht nur den Sportlern wichtige Tipps an die Hand zu geben, auch die Trainer können profitieren. Und da auch die Beratung von Trainern (Coach the Coach) ein Tätigkeitsfeld für sportpsychologische Maßnahmen ist, möchte ich an dieser Stelle darauf eingehen, was Trainer tun können, um das Selbstvertrauen ihrer Athleten zu verbessern.
Selbstbewusstsein lässt sich definieren als der Glaube in sich selbst ein erwünschtes Verhalten erfolgreich ausführen zu können.
Selbstbewusstsein lässt sich definieren als der Glaube in sich selbst, ein erwünschtes Verhalten erfolgreich ausführen zu können und wird von Faktoren des Umfeldes sowie soziokulturellen Faktoren beeinflusst. So haben positive Kommentare von Trainingspartnern oder dem Trainer ohne Zweifel einen positiven Einfluss auf das Selbstvertrauen eines Sportlers, während fehlendes oder gar negatives Feedback das Selbstvertrauen herabsetzen oder untergraben kann.
Im folgenden Text möchte ich jedoch auf mehr als nur die Kommunikation eingehen. Es wird deutlich, dass Trainer ihren Athleten helfen sollen, an ihre Fähigkeiten zu glauben und mit ihnen Ziele zu erarbeiten, die entsprechend ihres Selbstbewusstseins anspruchsvoll und erreichbar sind. Einen Ansatzpunkt bieten Studien, wie sie von Nelson und Durst bereits 1972 durchgeführt wurden. Sie ließen Probanden im Armdrücken gegeneinander antreten. Bevor die Duelle ausgetragen wurden, maßen sie die Armkraft und teilten dann stärkere Personen deutlich schwächeren zu.
Beiden wurde allerdings mitgeteilt, dass die schwächere Person die stärkeren Testwerte erzielt hätte. Erstaunlicherweise gewannen die objektiv schwächeren Personen mehr als 80 % der Duelle. Somit sollten auch Trainer ihren Athleten in gesundem Maße Stärke zusprechen und somit deren Erwartungen an ihre Leistung positiv beeinflussen. Entscheidende Hinweise bietet Banduras Theorie der Selbstwirksamkeit (1977, 1986, 1997).
Selbstwirksamkeit bedeutet, dass jemand die Überzeugung besitzt, dass seine Fähigkeiten ausreichen um eine Handlung erfolgreich durchzuführen und lässt sich somit als situative Form des Selbstvertrauens sehen.
Zugrunde liegende Prämissen sind:
- Bei entsprechender Fähigkeit und Motivation ist die Hauptdeterminante für die Leistung die Selbstwirksamkeit. Selbstwirksamkeit allein macht den Erfolg nicht aus, ein Sportler muss auch den Willen und die Fähigkeiten für den Erfolg haben.
- Die Selbstwirksamkeit nimmt Einfluss auf die Wahl der Aktivität, die Anstrengungsbereitschaft und das Durchhaltevermögen. Athleten, die an ihre Fähigkeiten glauben, haben eine höhere Bereitschaft durchzuhalten, insbesondere unter widrigen Bedingungen.
- Selbstwirksamkeit ist eng verknüpft mit Zielsetzung. Athleten mit hohem Selbstwertgefühl setzen sich eher herausfordernde Ziele.
Quellen der Selbstwirksamkeit
Nun bietet die Theorie der Selbstwirksamkeit sechs Quellen, aus denen optimales Trainerverhalten abgeleitet werden kann.
Die Theorie der Selbstwirksamkeit bietet sechs Quellen, aus denen optimales Trainerverhalten abgeleitet werden kann.
Leistungen vergangener Wettkämpfe sind die stärkste Quelle. Gute Ergebnisse fördern die Selbstwirksamkeit, was in der Folge die Leistung in weiteren Wettkämpfen verbessert. Trainer können ihre Sportler fördern, indem sie sie durch schwierige Übungen führen, die in der folgenden Auswertung positiv bestärkt werden und somit an der Selbstwirksamkeit ansetzen.
Auch veränderte Rahmenbedingungen (wie eine verkleinerte Wechselzone) können subjektive Erfolge bewirken. Zudem sollten Trainer ihren Athleten Tabellen oder Aufzeichnungen über Leistungsfortschritte bereitstellen und somit ihre Fortschritte deutlich machen.
Stellvertretende Erfahrungen helfen neue Skills zu lernen. Insbesondere Sportler, die keine Erfahrung mit bestimmten Übungen haben und bei der Bewertung ihrer Leistung auf andere angewiesen sind, können hier profitieren. Dieser Prozess ist vierstufig zu sehen: Aufmerksamkeit, Speicherung im Gedächtnis, motorische Reproduktion und Motivation. Sportler müssen ihre volle Aufmerksamkeit dem Modell widmen. Gute Trainer helfen auf einige wenige Schlüsselstellen zu konzentrieren, demonstrieren einige Male und lassen ihre Sportler genau wissen, worauf sie achten sollen.
Diese Züge sollten dann im Gedächtnis behalten und bearbeitet werden, wozu sich insbesondere mentale Trainingstechniken und Visualisierungsübungen eignen, sowie die verbale Wiederholung der Schlüsselstellen. Um die muskulären Handlungen im motorischen Gedächtnis zu speichern, ist es zudem wichtig die Übung selbst durchzuführen. So kann der Schwimmer die Rollwende theoretisch aus dem FF beherrschen.
Wenn er jedoch nicht weiß, an welcher Stelle er sie bei seiner Physiognomie einleiten sollte, wird er sie nicht perfektionieren können. Für den Trainer ist es wichtig die Techniken zu optimieren, die auf die Übung hinlaufen und die Trainingszeit bereitzustellen. Motivation als finaler Aspekt beeinflusst die genannten Punkte.
Trainer sollten positiv bestärken, auf Fortschritte hinwiesen und positive Kommunikation vermitteln.
Verbale Überzeugung wie "Du bist ein guter Läufer. Bleib dran, dann wirst du den Erfolg auch im Triathlon abrufen können" kann ebenso effektiv sein wie der Hinweis an einen erkälteten Athleten "Ruh dich aus und werde nicht verrückt. Die Tage machen nichts aus." Diese Art der Gesprächsführung kann dazu beitragen Selbstwirksamkeit zu fördern (Weinberg, Gould & Jackson, 1979).
Als Trainer können Sie auf negative Gespräche und Kommentare des Athleten achten und diese relativieren sowie ihre Athleten unterstützen sie positiv umzuformulieren. Dazu können die negativen Gedanken als rote Gedanken aufgeschrieben und als grüne Gedanken neu formuliert werden.
Visualisierungen sind ein probates Mittel. Der Schlüssel für den Selbstwert ist es, sich erfolgreich in zukünftigen Situationen des Trainings oder auch in Wettkampfsituationen zu visualisieren oder bei erfolgreicher Durchführung einer Übung im Training. Als Trainer können Sie unterstützen, indem Sie Zeit für das mentale Training einräumen und beispielsweise den Wechsel im Koppeltraining mental durchlaufen lassen oder dem Athleten Zeit geben Erfolge zu visualisieren.
Physische Erregung kann von Sportlern als Nervosität wahrgenommen werden oder auch als Zeichen dafür bereit zu sein für die kommende Situation. Wie zu erwarten weisen die Sportler, die physische Erregung als positives Zeichen wahrnehmen höhere Selbstwirksamkeit auf. Diese Wahrnehmung lässt sich glücklicherweise trainieren. Sie können dem Sportler helfen, indem Sie ihn darauf hinweisen, dass Erregung dazugehört, normal ist und all ihren Athleten widerfährt. Ähnlich verhält es sich mit emotionalen Zuständen.
Sportler, die sich als müde und energielos wahrnehmen, werden sich auch nicht als wirksam erleben, wohingegen Sportler, die sich wach und energiegeladen fühlen, eine Steigerung ihrer Selbstwirksamkeit erreichen.
Emotionsregulation lässt sich lernen und dann kann leicht über Atementspannungs- oder Aktivierungsübungen der gewünschte Zustand erreicht werden.
Was sagen Sportler und Trainer selbst?
Natürlich ist es auch wichtig darauf zu schauen, welche Aspekte Sportler nennen, die ihre Trainer als besonders wirksam wahrnehmen. Eine Übersicht bieten Boardley, Kavussanu und Ring (2008):
- Die Trainer können ihre Athleten motivieren sich zu verausgaben und sie zu größerer Leistung anspornen. Wichtig ist es jedoch gleichzeitig, den Fokus auf den Spaß am Sport zu lenken und die gesammelten Erfahrungen ins Gedächtnis zu rufen.
- Als wirksam erlebte Trainer helfen den Sportlern sich technisch weiterzuentwickeln. Sie haben die Technik im Blick und sind an Verbesserung interessiert.
- Persönlichkeitsentwicklung wird ebenfalls von den Athleten genannt. Dabei ist prosoziales Verhalten für die Sportler besonders wichtig.
Und Trainer? Trainer, die sich als wirksam erleben, besitzen eine hohe emotionale Intelligenz und verfügen über Strategien um ihre Emotionen zu kontrollieren - es lohnt sich also doppelt Zeit in das Erlernen von Emotionsregulation zu investieren.
Auch für einen Trainer können Atementspannungsübungen oder Achtsamkeitsübungen einen wichtigen Entwicklungsschritt bedeuten.