Mit dem falschen Fuß aufgestanden, einen stressigen Tag im Büro verbracht und dann auch noch eine mißlungene Trainingseinheit am Abend: das nervt und frustriert. Schnell machen sich dann selbstkritische Gedanken breit. "Vielleicht bin ich einfach nicht gut genug?" oder "Ich schaff das eh nie!". Je häufiger wir uns in solchen Denkmustern bewegen, desto mehr werden sie zur Routine. Dass daraus dann keine gute Leistung im Training oder Wettkampf entstehen kann, ist leicht nachvollziehbar. In meinen Coachings erlebe ich sehr häufig, dass Athleten sich auf diese Art und Weise selbst im Weg stehen. Setzen wir also mal einen Gedanken-STOP! Das kann man nämlich ändern.
Gedanken sind Selbstgespräche
Ist euch bewusst, dass eure Gedanken nichts anderes sind, als Selbstgespräche? Dass ihr quasi nonstop den ganzen Tag eure eigene Stimme im Kopf hört? Je herausfordernder oder problematischer die Situation, desto lauter wird die Stimme. Unser Kopf ist unablässig damit beschäftigt, Menschen, Situationen und mögliche Folgen des Handelns zu bewerten. Gut oder schlecht. Langweilig oder spannend. Bedrohlich oder gefährlich. Und unzählige Abstufungen dazwischen.
"Unser Kopf ist unablässig damit beschäftigt, Menschen, Situationen und mögliche Folgen des Handelns zu bewerten."
Je nachdem, wie diese Bewertung ausfällt, formen sich also eure Gedanken und Gefühle. Und diese haben großen Einfluss auf eure Leistungsfähigkeit. Sie können blockieren, oder aber eben auch beflügeln. Die gute Nachricht: ihr könnt eure Selbstgespräche selbst aktiv gestalten! Zugegeben, das ist am Anfang gar nicht so leicht, denn es erfordert schon ein bisschen Geduld und auch eine ehrliche Selbstwahrnehmung. Mein Vorschlag: nehmt euch ein Blatt Papier zur Hand und notiert, was euch in der betreffenden Situation an Gedanken durch den Kopf gegangen ist. Steht da jetzt zum Beispiel:
- Oh man, bin ich langsam heute!
- Das Training ist viel zu schwierig für mich!
- Ich hasse Tempoläufe!
"Diese Formulierungen könnt ihr durch positivere, motivierende Sätze ersetzen."
Im Mentaltraining erarbeiten wir solche Formulierungen und innere Bilder, die euch unterstützen. Ihr könnt aber auch für euch selbst daran arbeiten: wichtig ist dabei, dass ihr in der ICH-Form zu formuliert, in der Gegenwart und vor allem positiv bleibt. Ein no-go sind alle "NICHT" Sätze (hoffentlich wird das nicht wieder so anstrengend...) und negativ besetzte Begriffe wie Kampf oder Quälen. Eine mögliche Umformulierung könnte also so aussehen:
- Ich laufe leicht und schnell!
- Dranbleiben!
- Dieses Training macht mich fit und stark für meinen ersten Triathlon!
Ein Selbstversuch
Ihr wollt das mal ausprobieren? Dann testet doch die Wirkkraft eurer Gedanken bei eurem nächsten Tempo-Training einfach mal aus: beim Loslaufen sprecht ihr eure negativen Gedanken aus und achtet mal darauf, wie sich eure Körperhaltung und damit auch die Geschwindigkeit verändert. Ich weiß es jetzt schon: ihr werdet automatisch langsamer...und jetzt schaltet um auf die gut geübten positiven Sätze, lächelt und nehmt eine starke, selbstbewusste Haltung ein: Kopf hoch und Beine in die Hand!
Kopf und Körper sind nicht voneinander zu trennen, sie beeinflussen sich gegenseitig und das nutzen wir im Mentaltraining gezielt als Methode der Selbstwirksamkeit. Wer sich beim Erstellen eines solchen individuellen "positive-Gedanken-Köfferchens" unterstützen lassen möchte, darf sich sehr gerne bei mir melden: evahelms@sportmentalcoaching-rueckenwind.de
Quelle: Gut sein, wenns darauf ankommt. Hans Eberspächer. 3. Auflage, 2011