Es soll Athleten geben, die haben ihr Rad wegen einem Platten schonmal wutentbrannt in die Lavafelder geworfen! Und jeder, der bereits selbst einmal in eine solche Situation geraten ist, kann dies vermutlich recht gut nachvollziehen. (Selbst wenn man das Rennen nicht anführt).
Es gibt kaum etwas Ärgerlicheres, als wenn ein Reifen während des Wettkampfs sanft oder auch mal sehr plötzlich seine Luft verliert und man am Straßenrand unter Hochdruck den Schlauch wechseln muss. Das ist eine echte Herausforderung, mit rasendem Puls, hektisch und zittrig, genervt oder eben schlicht überfordert. Endlich wieder auf dem Rad, dauert es meist eine ganze Weile, bis der Puls sich wieder auf ein Normalmaß reguliert hat und die Emotionen etwas heruntergefahren sind.
Unerwartete Missgeschicke, Fehler oder auch schlicht dummes Pech, lassen einen leicht den roten Faden verlieren in einem Rennen. Von dem Moment an kreisen die Gedanken unablässig um das Geschehene, man verliert zunehmends den Fokus und wird vielleicht sogar langsamer. Negative Emotionen sind wahrlich kein guter Begleiter auf dem Rad. Deshalb stelle ich euch heute eine praxisbewährte Technik aus dem Mentaltraining vor, mit der ihr euch selbst schnell wieder in die Spur bringen könnt.
"In drei Schritten mental zurück in die Spur"
In drei Schritten mental zurück in die Spur, dazu gibt es eine Vorgehensweise, deren klare Abfolge euch dabei unterstützen soll, negative Emotionen wie Frust, Ärger, Enttäuschung und Wut schnell wieder in den Griff zu bekommen. Dabei ist es ganz besonders wichtig, dass jeder Schritt das gleiche Zeitmaß zur Verfügung bekommt! Also, zum Beispiel: eine Minute Ärgern, eine Minute Beruhigen, eine Minute Fokussieren und ins Handeln kommen.
Erster Schritt
Macht eurem Ärger ordentlich Luft! Aber bitte angemessen. Ein lauter Fluch, die Faust ballen oder mit dem Fuß aufstampfen ist völlig in Ordnung. Der Versuch, die negativen Emotionen irgendwie "wegzudrängen", ist meist zum Scheitern verurteilt. Schnell bahnen sie sich nämlich erneut ihren Weg in eure Wahrnehmung. Das Gedankenkarussell kommt immer schneller ins Drehen und beeinträchtigt erheblich die Leistungsfähigkeit. Keine gute Begleitung für ein starkes Radfahren!
Zweiter Schritt
Jetzt heißt es, wieder zur Ruhe zu kommen. Ein paar tiefe Atemzüge in den Bauch, die Schultern lockern, und einen Blick in die Umgebung werfen hilft dabei, sich zu entspannen.
"Jetzt lenkst du deine Aufmerksamkeit ruhig und konkret auf das, was als nächstes zu tun ist."
Dritter Schritt
Jetzt lenkst du deine Aufmerksamkeit ruhig und konkret auf das, was als nächstes zu tun ist. Fokussiere dich und sprich den nächsten Schritt laut oder in Gedanken aus: jetzt werde ich....nun werde ich....leite dich selbst Schritt für Schritt! Im Falle eines Plattens, den Schlauch wechseln, wieder aufsteigen, einklicken, sich eventuell mit Getränken und Nahrung versorgen, nach vorne schauen und weitertreten.
"Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Kopf und Körper wissen, was zu tun ist."
Wie schon in meinem Beitrag über das Freiwasserschwimmen beschrieben, ist es von entscheidender Bedeutung, dass Kopf und Körper wissen, was zu tun ist. Im Klartext: einen Schlauchwechsel Schritt für Schritt üben! Am besten so oft wie möglich und auch mal unter Zeitdruck. (Und Mädels: überlasst das nicht den Partnern oder Kollegen- habt den Ehrgeiz, das auch selbst zu lernen und hinzubekommen!) Auf diese Art und Weise entwickelt ihr Vertrauen in Euer Können und sollte tatsächlich mal was passieren, seid ihr gut gerüstet, dem gelassener zu begegnen!
Trotzdem drücke ich natürlich die Daumen: möge das mechanische Glück stets mit euch sein!